„Auch CDU hat Defizite“
EQUAL-PAY-DAY CDU-Frau Elisabeth Motschmann will mehr Ganztagsschulplätze und eine Frauenquote
taz: Frau Motschmann, Sie sagen, der Senat tue nichts für gleichen Lohn von Männern und Frauen. Schmeißen Sie mit „Nebelkerzen“?
Elisabeth Motschmann: Nein. Eine sorgfältige Analyse wäre das Mindeste, was der Senat tun könnte: Denn mit 24 Prozent Lohnunterschied liegen wir über dem Bundesdurchschnitt, in vergleichbar großen Städten sind es nur 12 Prozent – eine Blamage.
Man sollte Unternehmen vorschreiben, wie viel sie zahlen?
Es ist schwierig in die Tarifpolitik reinzureden. Aber ich erwarte, dass Frauen und Männer gleich bezahlt und befördert werden. Ich bin für eine gesetzliche Quote in Aufsichtsräten und Vorständen.
Früher waren Sie dagegen.
Ja, mir wurde eine Illusion genommen. Ich sehe in meiner politischen Arbeit, dass Leistung leider nicht zählt, denn dann wären mehr Frauen in Spitzenpositionen. Seit ich Politik mache, seit 1976, steht „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ auf der Tagesordnung der Frauenverbände.
Zwischenzeitlich waren Sie an der Regierung ...
Ich habe Frauen immer unterstützt, um sie in höhere Positionen zu bringen. Klar hat auch die CDU noch ein schweres Defizit. Hier muss ich es der Regierung vorwerfen. Was nicht heißt, dass CDU-regierte Länder das El Dorado für Frauen wären.
Ein Mindestlohngesetz lehnen Sie ab, obwohl besonders Frauen unter zu niedrigen Löhnen leiden.
Es sollte Sache der Tarifpartner bleiben. Wenn durch einen diktierten Mindestlohn Arbeitsplätze verloren gehen, hilft das den Frauen auch nicht. In Bremen hat die SPD 60 Jahre regiert und zu wenig bewegt.
Steht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Rot-Grün nicht oben an, etwa bei den Ganztagsschulen?
Es ist sicher ein Schlüssel, dass Frauen auch ganztägig berufstätig sein können. Aber was Kita-Plätze und Ganztagsschulplätze anbelangt, stehen wir nicht gut da. Interview: JPB
Kundgebung: 12 Uhr, Marktplatz
