„Dosenbier geht gar nicht“

ERZÄHLRUNDE In der „Galerie im Park“ diskutieren drei Generationen von Punks über ihre Subkultur

■ 47, jung gebliebener Hardcore-Punker. Er hat 1986 das Trust-Fanzine mitgegründet und ist als einziger noch dabei.

taz: Herr Hermannstädter, waren Sie beim Toten-Hosen-Konzert?

Dolf Hermannstädter: Ja.

Die sind doch gar nicht richtig Punk …

Ich war da, um Leute von früher zu treffen, nicht so sehr wegen der Band. Aber ihre Wurzeln kennen die Toten Hosen noch, anders als viele andere Punk-Bands.

Hat sich Punk verändert?

Ja, komplett. Heute gibt es Punk, von kommerziell bis belanglos, von „Fleischessen, Ficken, Oi!“ bis Vegan-Punk und drogenfreiem Straigth-Edge- Punk. 1977 waren alle Punk-Bands auf Major-Labels, bis sich herausstellte, das die sich nur ums Geschäft drehen. Deshalb entstand die Selbstmach-Kultur, das DIY, es wurde politischer.

Ist Ihr Trust-Fanzine nicht ein wenig in die Jahre gekommen?

Wir sind das zweitälteste Hardcore-Punk-Fanzine der Welt, nach Maximum Rock ’n’ Roll aus den USA. Trust wurde gegründet, um gegen den damals vorherrschenden Punk anzugehen, der drogenverseucht, unkreativ und dumm war. Eine logische Entwicklung ist für mich, dass man dazulernt.

Von was sind Sie denn abgerückt?

Ich habe verstanden, dass nicht alle Vegetarier sein wollen, sondern der Mensch ein Allesfresser ist – auch wenn das nicht heißt, dass er es tun muss. Er kann Discounter-Wurst kaufen, Bio-Fleisch oder vegan leben.

Bio-Fleisch von Alnatura ist Punk?

Für mich nicht, ich bin überzeugter Vegetarier.

Aber was ist wichtiger, Politik oder Dosenbier?

Die Politik. Dosenbier geht gar nicht, schmeckt nicht und ist nicht umweltbewusst.  Interview: jpb

Sa, 16 Uhr, Kulturambulanz , Galerie im Park, Züricher Straße 40