Gehemmte Mikroorganismen

Forschung Eine Studie der Universität Bremen über die Wirkung von zwei Nanopartikeln belegt deren Umweltschädlichkeit. Verbraucherinfos fehlen

Für den Menschen sind Nanoprodukte zum Teil unbedenklich, in der Umwelt können sie jedoch erheblichen Schaden anrichten. Zu diesem Ergebnis kommen acht DoktorandInnen der Universität Bremen, die sich vier Jahre lang mit dem Einsatz und der Wirkungsweise von ausgewählten Nanopartikeln beschäftigt haben.

Nanomaterial besteht aus winzigen chemischen Partikeln, 10.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Nanotechnologie wird als Schlüsseltechnik des 21. Jahrhunderts angesehen: Nanoprodukte wie Funktionskleidung, Kosmetika, Reifen oder Lebensmittelverpackungen gelten als ressourcensparend und antibakteriell. Aufgrund der schnellen Entwicklung gebe es noch keine umfangreichen Studien über die Risiken, man könne mögliche Gefahren und Auswirkungen noch nicht allgemein abschätzen, sagt Studienleiterin Juliane Filser, Professorin für allgemeine und theoretische Ökologie an der Uni Bremen.

Einen Beitrag hat nun die Bremer Uni mit der Studie über die Wirkung von Silber- und Eisenoxidpartikeln geleistet. „Wir haben herausgefunden, dass Eisenoxidpartikel, die zum Beispiel als Kontrastmittel in der Medizin eingesetzt werden, für den Menschen ungefährlich sind“, erklärt Filser. Silbernanopartikel hingegen, die teilweise in Kosmetika oder im Besteck vorhanden sind, könnten bei übermäßiger Anwendung zu einer Schädigung der Darmflora oder Blaufärbung der Haut führen. Bedenklich seien vor allem die ökologischen Konsequenzen: Nanomaterialien gelangen durch Abwasser und Abreibungen von Kleidung und Haut in die Umwelt. Hier können sie schon in geringer Konzentration zu einer Hemmung der Mikroorganismen führen, betont Filser.

Da es bislang in der Europäischen Union keine einheitliche Kennzeichnungspflicht für Nanopartikel gibt, sind Verbraucherinformationen schwer zugänglich. In der „Woodrow Wilson“-Datenbank (www.nanotechproject.org) sind immerhin zahlreiche Produkte, die Nanopartikel enthalten, gelistet. Nach den Ergebnissen der Bremer Studie fordert Filser einen besseren Verbraucherschutz.

  KATHERINE RYDLINK