Von der Bohne bis zum Pad

Gerade in den vergangenen Jahren waren Kaffeeproduzenten auf verlässliche Abnehmer angewiesen. Neue Angebote sollen neue Kunden erschließen

Obwohl sich Kaffee weltweit größter Beliebtheit erfreut, waren die vergangenen vier Jahren für Kaffeeproduzenten eine harte Zeit: Der Weltmarktpreis für Rohkaffee fiel so weit, dass er vor allem für Kleinbetriebe kaum die Erzeugungskosten deckte. Inzwischen hat sich der Preis erholt, manche der Produzenten mussten aber inzwischen aufgeben. Um die Abhängigkeit von extrem schwankenden und oftmals zu niedrigen Preisen abzufedern, gibt es seit nunmehr 30 Jahren fair gehandelten Kaffee. Die Produktpalette wächst: Mit dem Siegel „TransFair“ ist längst nicht nur Filterkaffee, sondern auch Espresso, löslicher Kaffee und einzeln portionierter wie etwa Kaffeepads im Angebot.

Das Siegel garantiert, dass den Produzenten ein Mindestpreis von 126 US-Dollar pro englischem Pfund Rohkaffee gezahlt wird – in den letzten Jahren war das mehr als das doppelte des Weltmarktpreises. Soziale Absicherung und der Schutz der Gesundheit der Arbeiter müssen von den angeschlossenen, meist genossenschaftlich organisierten Betrieben gewährleistet werden. Viele fair gehandelte Kaffeesorten werden ökologisch angebaut, dafür erhalten die Bauern einen garantierten Bio-Aufschlag. Durch einen Mischanbau unter Schattenbäumen und mit Bodendeckern kann auf Pestizide und Düngemittel verzichtet werden. Das schont nicht nur die Gesundheit der Verbraucher, sondern auch der Arbeiter. Zudem hilft diese Anbauform, Bodenerosion zu vermeiden.

Mit 800 Tassen pro Kopf und Jahr ist Kaffee das beliebteste Getränk in Deutschland. Die wenigstens Verbraucher sind sich darüber im Klaren, in welch mühevoller Handarbeit die Bohnen gewonnen werden und wie wenig ein Kaffeepflücker verdient. Nur zirka 0,8 Prozent des in Deutschland konsumierten Kaffees stammt aus fairem Handel. „Brot für die Welt“ und das Fairhandelshaus gepa, das seit knapp 30 Jahren im Geschäft ist, wollen daher mit „Café Plus“ noch mehr Menschen für den Kaffee mit angemessener Bezahlung und aus biologischem Anbau gewinnen. „Café Plus“ ist eine Mischung von Kaffeesorten aus Guatemala, Mexiko, Peru, Uganda und Tansania. Die taz bringt zusammen mit der gepa den „tazpresso“, einen starken Muntermacher aus afrikanischen Sorten, auf den Markt. Gerade auf dem afrikanischen Kontinent sind die Genossenschaften zum Teil noch im Anfangsstadium. Um Händler und Verbraucher den gesamten Produktionsprozess, vom Pflücken bis zur Röstung, näher zu bringen, ließ die gepa eigens einen Film drehen. Darin werden zwei Genossenschaften in Honduras und Costa Rica vorgestellt. Zu beziehen ist er über die gepa.

Eine verpasste Chance sieht der Dachverband der Weltläden beim diesjährigen Weltjugendtag in Köln. Fair gehandelter Kaffee konnte hier nur an einem speziellen Kiosk, dem „Fair Point“, genossen werden.JUTTA BLUME