„Ein schönes kleines Hippie-Festival“

Auf der Ostseeinsel Fehmarn kommen im September wieder zehntausende Rock‘n‘Roller zum Jimi-Hendrix-Revival-Festival. Der Inselbewohner und Hendrix-Fan J. J. Krohn hat es 1995 gegründet – 25 Jahre nach dem Auftritt von Jimi Hendrix auf Fehmarn, der sein letzter überhaupt sein sollte

J. J. KROHN, 63, hat eine riesige Plattensammlung mit Musik der 70er Jahre und arbeitet im Hotelgewerbe.

INTERVIEW: RABEA WACHSMANN

taz: Herr Krohn, wie kann man sich einen typischen Besucher des Jimi-Hendrix-Revival-Festivals vorstellen?

J. J. Krohn: Der ist entweder 60 oder 16. Das Durchschnittsalter unserer Besucher liegt um die Ende 20, es sind aber schon jede Menge Alt-Hippies dabei. Ansonsten ist bei uns alles Friede, Freude, Eierkuchen. In den 13 Festival-Jahren gab es keine einzige Schlägerei, ein schönes kleines Hippie-Festival eben. Jedes Jahr wird die freie Republik West-Fehmarn ausgerufen.

Mit durchschnittlich 20.000 Besuchern ist es ja nicht gerade ein Mini-Festival.

Über die Jahre ist das Festival ganz schön gewachsen. Mittlerweile haben wir 70 Prozent Stammpublikum. Die Leute kommen aus England, Holland und vor allem Skandinavien. Wer hätte das damals gedacht.

Was haben Sie denn gedacht, als sie das Hendrix-Revival-Festival 1995 ins Leben riefen?

1995 hat der damalige Kurdirektor zu mir gesagt: Hey, lass uns was zum 25-jährigen Jubiläum des Love & Peace Festivals machen …

bei dem Jimmy Hendrix seinen letzten Auftritt hatte …

Daraus wurde aber nix. Beim Dorffest hat mir dann ein Bierbudenbetreiber vorgeschlagen: Lass uns das selbst machen. In 18 Tagen haben wir das erste Festival auf die Beine gestellt mit einem Budget von 8.000 Mark. Es kamen immerhin 1.500 Besucher. Da haben wir dann auch den Hendrix-Gedenkstein aufgestellt.

Waren Sie bei dem letzten Auftritt von Hendrix auf Fehmarn dabei?

Ja, da war ich sieben und mit meinem Eltern auf‘m Deich dabei. So zumindest hat man mir das erzählt. Ich kann mich nämlich leider nicht daran erinnern.

Geht es bei der Musikauswahl der Bands auch Hendrix-Revival-mäßig zu?

Wir versuchen jedes Jahr jemanden dabei zu haben, der auch schon 1970 auf dem Festival aufgetreten ist. Oder wegen des damaligen schlechten Wetters nicht auftreten konnte. Ansonsten wird Folk, Rock und Blues gespielt. Dieses Jahr öffnen wir uns auch der Weltmusik, Richtung Reagge mit Hans Söllner und für das junge Publikum Maks & The Minors. Wir müssen sehen, dass wir die Jugend rankriegen, die 60-Jährigen werden ja älter.

Die Veranstaltung ist umsonst und draußen. Wie finanziert sie sich?

Über Kleinsponsoren, dann Getränkeverkauf und Merchandise-Artikel. Wir gehen am Ende mit plus minus Null raus. Das ist auch so gewollt, mit dem Festival soll kein Gewinn gemacht werden. Schön wäre, ohne Sponsorengelder auszukommen.

Spielen die Bands auch umsonst?

Die Bands kommen uns mit der Gagenhöhe sehr entgegen. Das Festival hat einen Namen in der Szene, viele Bands wollen bei uns spielen. Übers Jahr kommen 500 Anfragen per Post, per Mail nochmal das vierfache.

Klingt nach viel Arbeit für ein Ehrenamt.

Schon. 95 Prozent der Arbeit bleibt bei mir hängen. Ansonsten helfen natürlich unsere Fans kräftig deutschlandweit die Plakate und Flyer unter das Volk zu bringen. Die Festivalwoche ist dann wie Urlaub für mich. Unsere 200 ehrenamtlichen Helfer sind ein eingespieltes Team. Da läuft alles von alleine.

Gab es schon Unwetter-Revivals des Love & Peace Festivals?

In den 13 Jahren hat es einmal geregnet, da mussten wir dann sogar die Straßen absperren, so hat es gegossen. Dieses Jahr wird es Sonnenschein geben, ganz klar.

Samstag 6. September ab 11 Uhr, Fehmarn, Flügger Strand, Eintritt frei