Und es werde Tageslicht

Über Umlenksysteme kann man Innenräume mit Sonnenlicht versorgen. Und eine Menge Energie sparen, sagen die Betreiber. Die Verbraucherzentrale bezweifelt das. Unzweifelhaft ist nur: Die neue Technik ist noch recht teuer

„Künstliches Licht ist eben nicht dasselbe wie Tageslicht“, sagt Maria Gust. Die freischaffende Künstlerin hat sich in ihrem Atelier im Hamburger Stadtteil Bergstedt einen so genannten Lichtkamin einbauen lassen. Von Außen betrachtet falle die Installation kaum auf. Es sei lediglich ein kleines Bullauge auf dem Dach des Hauses zu erkennen. Innen entfache sie jedoch eine erstaunliche Wirkung. Ein fensterloser Raum erscheine tageshell. Das Licht wird mit einer Linse auf dem Dach eingefangen und über Reflektoren durch eine „Lichtröhre“ in das Haus geleitet.

„Die Vorteile gegenüber herkömmlichen Lichtkoppeln sind, dass Lichtkamine praktisch kaum gereinigt und gewartet werden müssen und dass sie weniger Fläche auf den Dächern einnehmen“, sagt der Architekt Gernot Zink. Weniger Fläche bedeute auch weniger Wärmeverlust.

Die Energie-Experten der Verbraucherzentrale Bundesverband sind trotzdem skeptisch. Sie weisen darauf hin, dass das System nur dann engergiesparend sei, wenn gewährleistet würde, dass es durch den Einbau nicht zu zusätzlichem Wärmeverlust komme. Ansonsten seien Energiesparlampen eine bessere Alternative für dunkele Räume. Maria Gust berichtet, dass ein Energieberater an ihrem Atelier einen „Blower-Door-Test“ durchgeführt habe. Dabei wird in dem Haus ein Überdruck erzeugt und dann gemessen, an welchen Stellen die Luft austritt – an welchen Stellen die Dämmung also mangelhaft ist. Es habe sich gezeigt, dass dort, wo die Lichtröhren installiert waren, Wärme verloren ging.

Oskar Dietz, Geschäftsführer von Talis Tageslicht widerspricht dem: „Der Wärmeverlust ist verschwindend gering. Die Systeme sind gut gedämmt.“ Auch der Architekt Gernot Zink versichert, dass es bei richtiger Installation nicht zu gravierenden Wärmeverlusten kommen sollte. Es käme darauf an, dass das System fachgerecht montiert werde. Ralf Kohl von Interferenz Daylight fügt hinzu, dass Sonnenlicht im Gegensatz zu Energiesparlampen außerdem das menschliche Wohlbefinden steigern würde. Bei Sonnenlicht wird das Hormon Cortison ausgeschüttet, was einen belebenden Effekt auf den menschlichen Köper hat.

Für diese Steigerung des „menschlichen Wohlbefinden“ muss man allerdings tief in die Tasche greifen: Das erschwinglichste Modell der Lichtröhren kostet rund 400 Euro. Mindestens ebenso viel muss für die Installation auf den Tisch geblättert werden. JOHANN TISCHEWSKI