Intensiv reingehört

DOPPELBEGABUNG Die Hamburgerin Muriel Zoe ist Malerin und Musikerin. Nun erschien ihre neue CD. Ihre Bilder hängen in der Hamburger Galerie Apollo9

Es gibt drei Gründe, die reifere Menschen dazu veranlassen, ein Pop-Konzert zu besuchen. Erstens: Kinder, die Aufsicht brauchen. Zweitens: Die Stars der eigenen Jugend, die immer noch touren. Drittens: Eine Musikerin, für die man sich aus freien Stücken entscheidet, die Couch zu verlassen. Weil sie die melancholische Gemütslage trifft, die reifere Menschen kennen. Weil sie Wert auf die leiseren Töne legt. Und weil sie ihre Konzerte nicht erst um 23, sondern schon um 20 Uhr beginnt.

In den USA ist eine solche Musikerin Suzanne Vega. Ein deutsches Pendant zu Vega ist die Hamburgerin Muriel Zoe, die jüngst eine neue CD veröffentlich hat und diese nach und nach live vorstellen wird.

Zoes Band besteht aus einem Bassisten, einem Gitarristen, einem Schlagzeuger und einem Hammond-Organisten, aber um die Band geht es nicht, es geht um Zoe und ihre Songs. Denen ist anzuhören, dass Zoe sie alleine auf der Gitarre komponiert und sich dazu gerne zurückzieht, um reinzuhorchen in sich selbst. Liz Phair hat auch solche Songs gemacht, wobei Zoe weniger ruppig ist und vom Jazz kommt – ihre ersten Alben erschienen beim Jazz-Label Act. Ihr neues Album „Flood“ gehört nun eindeutig in die Kategorie Singer/Songwriter.

Zoe, 40, wurde in Ludwigshafen geboren, wuchs in Süd-Indien auf und studierte in Hamburg Musik und Malerei. Parallel zu ihrer Karriere als Musikerin arbeitet Zoe als Malerin: Derzeit sind ihre Arbeiten in der Hamburger Galerie Apollo 9 zu sehen. Ihre Bilder bestehen aus Farbflächen, die sich überlagern und damit einen erdigen Hintergrund bilden für Zoes abstrakte Formen. Es ist eine sinnliche Kunst, der das Material wichtig ist. Die Bilder sind emotional geprägt, wie auch ihre Musik.

Nach ihrer Kindheit auf einem englischsprachigen Internat stellte sich für Zoe die Frage nicht, ob sie lieber auf deutsch singen sollte. Zoe kam zurück und lebt nun vor den Toren Hamburgs. Da, wo es sich mit einer Gitarre gut zurückziehen lässt.

KLAUS IRLER

Nächstes Konzert: 11. Mai, Hamburg, Fliegende Bauten, 20 Uhr; Die Ausstellung in der Hamburger Galerie Apollo9, Isestraße 89, läuft noch bis zum 14. Mai