Très chic!

Frankreich 1:0 gegen Nigeria Ein Gedicht, dieser französische Angriff, in dem vor allem Louisa Necib den knappen Sieg ihrer eleganten Frauschaft ermöglichte

AUS SINSHEIM ANDREAS RÜTENAUER

„Wenn sie den Ball hat, wird mir warm. Sie ist wie ein Sonnenstrahl.“ Frankreichs Coach Bruno Bini ist ein Fußballlyriker. Kurz nach dem Sieg über Nigeria sang der Trainer der französischen Nationalmannschaft eine Ode auf Louisa Necib. Die Adjektive in dieser: toll, fantastisch, wunderbar. Gut 25.000 Zuschauer in Sinsheims Arena hatten Glück. Sie durften eine der gewandtesten Spielerinnen, die es derzeit gibt, beim Kicken zusehen.

Was ihnen verborgen blieb, war die beinahe kindliche Freude des Trainers über die Leistung seiner besten Spielerin. Sie war wirklich sehens- und hörenswert. Toll, fantastisch, wunderbar. Dass das Spiel seiner Mannschaft nicht annähernd so toll war wie die Ballbehandlung der 24 Jahre alten Louisa Necib, das ist auch ihrem Trainer Bini entgangen. 50 Stunden Videomaterial habe sein Team gesichtet. „Dass sie so wunderbar Fußball spielen, hätten wir nicht erwartet“, sagte Bini.

Da war es wieder eines seiner Lieblingsadjektive: wunderbar. Aber hat er Recht mit dem, was er sagt? Bini hat vielleicht die aufregendste Offensive aller WM-Teams zu bieten, mit Necib, mit der Torschützin Marie-Laure Delie, mit Sprintstürmerin Elodie Thomis und mit Spielmacherin Camille Abily. Doch die müsste doch zu mehr gut sein als zu einem 1:0 gegen Nigeria.

Waren die Afrikanerinnen echt so stark? Die Stürmer – schussschwach; die Abwehr – unsicher im Abspiel nach vorn: Sie warteten auf Chancen per Zufall. Reicht das für einen Punkt gegen Deutschland? „Im Fußball ist alles möglich“, sagte dazu Nigerias Trainerin Ngozi Uche. Vor dem Schlusspfiff müsse man nicht aufgeben. Nach Lyrischem war ihr nicht zumute. Schade.