„Die Grünen sind furchtbar und elitär – und Sie auch“

SCHWARZ-ROT-ROT-GRÜN Schäuble, Trittin und Walter, Ramelow, Lauterbach und Höhn

„Die Grünen von 2009 sind so, wie die Grünen 1983 die CDU beschrieben haben: furchtbare Bürger, elitär, selbstgefällig.“ Der Grünenbeschimpfung des Parteienforschers Franz Walter mündete am Sonntag wohlgezielt in eine Publikumsbeschimpfung. „Sie gehören doch alle dazu! Die Partei der Besserverdienenden, das sind überwiegend Sie!“ Freundliches Gelächter antwortete ihm.

Das schien die Bestätigung zu sein, dass die taz-Kongress-BesucherInnen genau das „behagliche Milieu“ (Walter) sind, das eine schwarz-grüne Koalition herbeiwählen würde. Wobei ein Blick auf diejenigen, die dem Politologen am Pult zustimmten, allerdings unterschiedliche Motivationen nahelegte. Ganz sicher klatschten sehr viele nicht, weil sie sich selbst erkannt fühlten, sondern weil sie andere gemeint fanden. Der Unterschied zur rot-rot-grünen Diskussionsveranstaltung zuvor: Dort hatte das Publikum die Bemühungen des Linken Bodo Ramelow, der Grünen Bärbel Höhn und des SPDlers Karl Lauterbach, Rot-Rot-Grün eigentlich zu wollen, durch Szenenapplaus und Zwischenrufe unterstützt.

„Was wir als linkes Lager gerade bieten, ist eine traurige Veranstaltung“, sagte Höhn über die vielfach bestätigte Unmöglichkeit, Rot-Rot-Grün schon zur Bundestagswahl zu produzieren. Sie tröstete sich ebenso wie Lauterbach damit, dass bald im größten Bundesland gewählt wird. Es sei durchaus möglich, dass Nordhein-Westfalen im Frühjahr 2010 rot-rot-grün wird. Und „NRW war schon häufig Vorläufer für den Bund“, sagte Höhn.

Die Diskussion „Wer hat Angst vor Schwarz-Grün?“ zwischen Innenminister Wolfgang Schäuble und dem grünen Spitzenkandidaten Jürgen Trittin trug dagegen eher Stellvertretercharakter: Das Thema wurde verhandelt, als beträfe es irgendjemand anderes. Selbstverständlich hätten die Grünen sich seit den 1980ern ungefähr so verändert, wie Franz Walter dies zuvor geschildert habe, sagte Schäuble. Doch die FDP „wird für vorhersehbare Zeit der Wunschpartner der Union bleiben“.

Auch Trittin legte Wert darauf, dass Schwarz-Grün erst einmal nur das Regierungsmodell für den Fall ist, „wenn es anders nun einmal nicht geht“. Doch wollte er selbst für die kommende Führungsgeneration keine Bündnisse herbeiprophezeien: „Ich sehe auch für Norbert Röttgen und Cem Özdemir noch keine schwarz-grüne Koalition“.

ULRIKE WINKELMANN