Die Revolution macht mal eine Pause

ONLINE-JOURNALISMUS Digitale Revolution ist heute. Aufbruchsstimmung bei der taz? Fehlanzeige!

VON PASCAL PAUKNER

Geändert hat sich in 30 Jahren taz einiges: Niemand käme mehr auf die Idee, Waffen nach El Salvador zu schicken, Redaktionsschluss ist nicht mehr um 13.30 Uhr und die geringe Relevanz von Kommunalwahlen für die „Weltrevolution“ wurde auch erkannt. Letztere wurde erfolgreich zu Grabe getragen und sitzt jetzt – unter anderem – in gepolsterten Sesseln auf Geburtstagsgalas herum. Die Revolution macht mal Pause, könnte man zumindest meinen.

Es manifestiert und beschleunigt sich gegenwärtig ein Prozess, den Dieter Balkhausen einst als „die dritte industrielle Revolution“ bezeichnete: die digitale Revolution. Die bringt neben der Veränderung sämtlicher Lebensbereiche einen Wandel der Medienlandschaft mit sich, dessen Folgen noch in keinster Weise absehbar sind.

Beschleunigt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise mussten US-amerikanische Traditionsblätter wie die Rocky Mountain News oder der Seattle Post-Intelligencer bereits ganz oder teilweise die Segel streichen. In Deutschland war das zwar bisher – abgesehen von einigen Special-Interest-Blättern – nicht der Fall, rückläufige Auflagen und sinkende Werbeeinnahmen sind aber auch hier seit Jahren harte Realität.

Bei der taz ist die Situation zwar eine andere, loskoppeln von dieser Entwicklung kann sie sich aber auch nicht. Es trifft sie wegen ihres Genossenschaftsmodells jedoch weit weniger als andere Tageszeitungen. Ändern muss sie sich trotzdem.

Gerade der Internetauftritt der taz ist es aber, der den Vordenkern des Netzzeitalters wie dem Berliner Sascha Lobo zu denken gibt: „taz online kann ich nicht lesen“, bekannte er während einer Diskussion zur Zukunft der taz auf dem taz-Kongress. Und es stimmt: Das Non plus ultra ist der Onlineauftritt wirklich nicht. Usability sieht anders aus, Web 2.0 auch. User-Generated-Content beschränkt sich auf Kommentare. Da muss etwas getan werden, und das weiß man in der 5,5 Arbeitsplätze umfassenden Onlineredaktion in der Rudi-Dutschke-Straße auch.

Die stellvertretende Leiterin von taz.de, Meike Laaff, sieht die dringende „Notwendigkeit, sich neuen Gegebenheiten anzupassen“. Vorstellen könne man sich vieles, beispielsweise Podcasts anzubieten. Revolutionär oder utopisch ist das nicht. Selbst kleine Lokalzeitungen bieten das inzwischen an. Die Revolution macht bei der taz Pause – noch.