Die Bewegung

■  Am vergangenen Sonntag sind wie jede Woche tausende Menschen in Marokko auf die Straße gegangen, von den meisten Medien unbeachtet, in Marokko, aber auch anderswo. Zum ersten Mal hatte die Reformbewegung „20. Februar“ einen Toten zu beklagen. Kamal Ammari erlag vor einer Woche seinen schweren Verletzungen, die ihm Polizisten in der Küstenstadt Safi am Atlantik bei einer Demonstration zugefügt haben. Der 30-Jährige war zwar Mitglied der islamistischen Strömung „Recht und Gerechtigkeit“, trotzdem steht er nun auch für linke Demonstranten als Symbol für den Kampf David gegen Goliath.

■  Nun hat um den Todesfall eine Medienschlacht begonnen: Während offizielle Behörden behaupten, dass Ammari durch eine unbehandelte Lungenentzündung zu Tode kam, präsentieren Aktivisten ein Internetvideo, auf dem er mit starken Verletzungen vor allem im Gesicht gezeigt wird. Es wurde auf einem Krankenhausflur aufgenommen, kein Arzt war bereit, Kamal Ammari zu behandeln. Wie der Nachrichtensender al-Dschasira berichtet, weist auch die Familie des Verstorbenen die offizielle Diagnose als erlogen zurück.

■  Zwar hat König Mohammed VI. schon im März Verfassungsreformen angekündigt und dafür eine Kommission eingesetzt. Den Aktivisten gehen diese Maßnahmen aber nicht weit genug. Sie fordern den Sturz der Regierung, die Entmachtung des Königspalastes und soziale Reformen.