VORMERKEN
: Nicht in den Nachrichten

Der Blick auf den arabischen Raum ist verstellt. Allein die Bilder teilen sich in drei Kategorien: Männer, die erstens beten oder zweitens automatische Handfeuerwaffen über Geröllhalden schleppen, und drittens verschleierte Frauen, die ihre betenden Männer aus der Ferne beobachten oder auch ihre erschossenen Männer beweinen. Diese Projektionen fallen unter die Kategorie Nachrichtenwert. Schon ein kurzes reflektierendes Innehalten lässt die Vermutung aufkommen, dass „in der Gegend da“ doch auch irgendwelche anderen Dinge geschehen müssten. Kein Mensch betet, heult und schießt den ganzen Tag. Nur – wer erzählt uns vom Alltag in einer Welt, die auch in Zeiten modernster Massenkommunikation von der europäischen Wahrnehmung noch immer so fern und mythisch vernebelt daherkommt wie zu Zeiten der Kalifen? Karim El-Gawhary ist so jemand. Als Leiter des Nahostbüros des ORF in Kairo genießt der auch für die taz als Korrespondent tätige Islamwissenschaftler Zugang zum Alltagsleben der Menschen und hat seine teils skurrilen, teils überraschenden, immer wieder bewegenden, auf jeden Fall aber interessanten Beobachtungen in dem Band „Alltag auf Arabisch“ gesammelt, den er morgen Abend in Berlin vorstellen wird.

„Alltag auf Arabisch“ Lesung und Diskussion mit Karim El-Gawhary: 18. September, 19.30 Uhr, taz-Café, Rudi-Dutschke-Str. 23