KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Während die Digitalkamera so verfügbar geworden ist wie blinkende Lichter in einer Großstadt, setzt Chris Dreier bei Laura Mars auf die Funktionstüchtigkeit einer Keksdose – eine Lochbildkamera. Mag das auch umständlich wirken – die Belichtungszeiten sind 40 Minuten und länger –, konzeptionell beigeistert ihre Technik. Denn im Einklang mit dem motivischen Mittelpunkt, Gebäuden, die alten Schachteln gleichen und eher früher als später dem Boden gleichgemacht werden, wählt sie die Bodenperspektive für ihre Aufnahmen. Eine nahezu visionäre Perspektive, die zudem der Patina, die diese Technik mit sich bringt, entgegensteht. Dreier erinnert so auch an die Qualität und Energie des Totgeglaubten und der Randerscheinungen. Eine Lochbildkamera findet sich auch im NBK, in dem sich alles um die kalifornische konzeptuelle Kunst der 60er- und 70er-Jahre formiert. Tatsächlich bilden ausgewählte Videoarbeiten den räumlichen, energetischen wie historischen Mittelpunkt der Schau. Neben „Musts“ von McCarthy oder Baldessari verdeutlichen Arbeiten wie „Flou Dumplings“ des kürzlich verstorbenen Terry Fox, Marlene und Paul Kos’ „Lightning“ oder Lowell Darlings und Ilena Segaloves „The Cauliflower Alley Tape“ die künstlerische Kraft, die von einem der wichtigsten Zentren der Gegenkultur ausging und noch ausgeht. Beispielhaft dafür stehen Arbeiten zeitgenössischer Künstler wie etwa „Hole (November 11–November 23)“ von Ingo Gerken, der eine begehbare Camera Obscura installierte. Das Bild der Ausstellungsräume, das im Inneren des Black Cubes kopfüber zu sehen ist, fällt durch ein ganz besonderes Loch ein: Auf der der Galerie zugewandten Seite hängt ein Still aus der Perfomance „Shoot“, bei der sich am 19. November 71 Chris Burden anschießen ließ. Das Publikum konnte damals die Aktion nur über Monitor verfolgen.

Conceptual Art From California; bis 23. November NBK, Di.–So. 12–18 Uhr, Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestr. 128–129 Chris Dreier: The Grim North Series; bis 29. November, Di.–Fr. 13–19, Sa. 12–16 Uhr, Laura Mars Grp., Sorauer Str. 3