Kunstrundgang
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Seitdem ich das erste Mal eine Installation von Wim Botha sah, bin ich begeistert und wurde seitdem nicht einmal enttäuscht. Nun ermöglicht Jette Rudolph die ersten Soloshow des Südafrikaners in Deutschland. Mit Schrauben, Stangen und Drähten formt Botha Schädel, Büsten und Torsi aus Bibeln und Gesangsbüchern. Er meißelt die Körper quasi aus den heiligen Worten heraus und gibt ihnen ein Antlitz, das mal eher menschlich, mal animalisch wirkt. Mit Zeichnungen von tierischen Skelettteilen, die er in seine raumgreifenden Installationen einbezieht, verweist er – zunächst scheinbar ganz naturwissenschaftlich – auf die Evolution jeglichen Lebens. Darüber hinaus spielt er mit den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Bedeutungen der Tiere. So verkörpert etwa die Schlange in der christlichen Mythologie den Teufel, während die Zulus in dem Reptil ihre Ahnen und Asiaten Weisheit verkörpert sehen. Ob Zeichnungen, eine hölzerne Badewanne, die an einen Sarg erinnert, oder griechische Säulen – alles schwebt hier in der Luft. In Position gehalten durch Stahlseile, deren Roheit eine Brutalität vermittelt, die keineswegs denunziatorisch, eher allgegenwärtig ist. In seinen mannshohen Linolschnitten zeigt Wim Botha Motive aus der griechischen Mythologie. Wie etwa das Skelett des Saturns, mit dem er sich auf ein Werk Tizians bezieht, dessen Porträtierter nun bis auf die Knochen abgewrackt die Geschichte von der dreigesichtigen Darstellung (Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft) des Menschen nach 350 Jahren neu beschreibt.

Diese sehr klare, wenn auch komplexe Bildsprache scheint Botha aus der Popkultur zu nehmen. Bereits beim ersten Blick ist eine Geschichte zu erkennenn, die anders ist, als man im ersten Moment noch dachte. Und mit diesen Bildern im Gepäck wird so manche Grenze ganz schnell überwunden.

Wim Botha, bis 10. Januar, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Jette Rudolph, Zimmerstraße 90–91