WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Eigentlich sollte man meinen, mit einer Aufführung von Lessings Toleranzklassiker „Nathan der Weise“ Eulen nach Athen zu tragen. Was aber leider auch 230 Jahre nach der Entstehung der Parabel über die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Religionen immer noch nicht der Fall ist. Und so steht das Stück nun in dieser Woche auf dem Programm des Theaters an der Parkaue, wo die Regisseurin Esther Hattenbach das Stück über die Überwindung von Ressentiments und Vorurteilen jugendgerecht renovierte. Premiere Donnerstag. Ebenfalls an der Parkaue, und zwar am Freitag, bringt Intendant Kay Wuschek seine Bühnenfassung von Anna Seghers’ berühmtem Exilroman „Transit“ heraus, der eine finstere Gegenwelt zu Lessings schönem Toleranztraum zeigt. In den Sophiensælen zeigt die junge Regisseurin France-Elena Damian ihre Ernst-Busch-Diplominszenierung „Eat my Wonderland“, eine Auseinandersetzung mit der Illusionsmaschine Theater zwischen Identitätsproduktion und Fiktionalisierung, und zwar auf der Basis von Lewis Carols „Alice im Wunderland“ und Luigi Pirandellos „Sechs Personen suchen einen Autor“. Zwei Texte, die von unterschiedlichen Transformationen von Wirklichkeit in Fiktion handeln: Alice, die in ein Hasenloch und damit in eine Wunderwelt fällt. Und Pirandellos berühmtes Stück über sechs Dramenfiguren, die das Unmögliche, nämlich das wirkliche Leben im Theater suchen. Im Übrigen wird, nachdem das Deutsche Theater nun nach langer Renovierung wiedereröffnet ist, die Volksbühne zwecks Sanierung geschlossen. Aus diesem Anlass findet am Samstag ein Riesenkehraus mit allerlei Spaß, Musik und Theater statt. Zum Beispiel Lothar Trolles Zwischenspiel für 17 Schauspieler und zwei Musiker „Berliner Abschiedsmenuett“, das noch mal ein paar Volksbühnenhighlights im neuen Kontext präsentiert.

„Nathan der Weise“: Theater an der Parkaue, ab Do.

„Transit“: Theater an der Parkaue, ab Fr.

„Eat My Wonderland“: Sophiensæle, ab Fr.

Volksbühne-Abschiedsfest, Sa. ab 19.30 Uhr