BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER
: Rüblitorte in wunderbarer Architektur

Kirsten Reinhardts Gastrokritik: Das Café im Museum Dahlem verbindet Schulatmosphäre mit Designklassikern und Gugelhupf

Schick, schick – das Café im Museum Dahlem. Ein bisschen Pausenhalle eines 70er-Jahre-Schulhauses, ein bisschen trockener Charme eines Amtsgebäudes. Auch wenn die Berliner Zeitung dem kubischen Neubau der Architekten Ebert und Bornemann die „industrielle Schäbigkeit von Gewerbe- und Schulbauten der siebziger Jahre“ attestiert – ich finde diese Konstruktion ganz wunderbar. Große Glasfassaden sitzen in Stahlbeton-Skeletten und vom Café-Tisch blickt man auf einen Abguss des Ost-Tores eines buddhistischen Heiligtums aus dem indischen Sanchi, Madhya Pradesh: „Buddhas Sieg über den vierköpfigen Schlangenfürsten“ ist in Stein gemeißelt – dahinter darbt ein Baucontainer im Berliner Januarregen. Kahle Zweige, fahles Winterlicht.

Unter der Glasfront eine Reihe schwarzlackierte Heizkörper. In einer Schule würde man hier die großen Pausen verbringen und mit gewärmtem Hintern ausharren, bis der Schwarm vorbeispaziert. Hier aber bestellt man eine Tasse Gepa-Tee (fair gehandelt und bio), Yogi-Schokolade oder Kaffee und dazu ein Stück hausgemachten Kuchen.

Heute stehen zur Auswahl: Rüblitorte, Kaffeecremebananentorte, Versunkener Apfel- und Käsekuchen und Gugelhupf. In einem großen Glas auf der Theke warten dicke Müslikekse. Die Rüblitorte schmeckt ausgesprochen saftig, auf die fruchtige Cremeschicht ist ein bisschen frische Möhre geraspelt. Zum Kaffee gibt es herb-krümeligen Vollrohrzucker. Für Kaltgetränk-Liebhaber Bionade, Wein, Prosecco oder Bier.

Doch zurück zur Architektur, die dem Café seinen speziellen Charme gibt. Kantige Treppenaufgänge hängen seitlich ins Foyer hinein, aus dem die verschiedenen Museen – Ethnologie, Außereuropäische Kulturen und Asiatische Kunst – betreten werden. Eine weiße rechteckige Wand fungiert als Raumteiler und Tresen (Selbstbedienung) zugleich. Zwischen Tresen und Glasfenster drängen sich die sechs Café-Tische für je acht Personen. Diese Gruppentische erinnern an Projektwoche – Schaukästen mit alten Kaffeekannen und der Mini-Ausstellung „Die Geschichte der Filtertüte“ verstärken das Schul-Gefühl. Auf den Tischen Glaskrüge mit frischen Blumen: Gerbera, Schwertlilien, Nelken, Zweige mit kleinen weißen Blüten. Über dem Tresen prangt übrigens in schwungvoller Schreibschrift auf der weißen Wand: „Frisch gebrüht. Von Kaffeekränzchen und aufgeweckten Frauen“. Moderne Poesie? Keine Ahnung, das kommt erst im nächsten Schuljahr dran.

MUSEUMSCAFÉ DAHLEM, Lansstr. 8, geöffnet Di–So 12–17.45, U 3 Dahlem Dorf, Gepa-Tee 1,80 €, Kaffee 1,50 €, Kuchen 2 €, TIPP: Nicht nur für lau ins Café gehen, sondern den Museums-Eintritt (6 Euro) zahlen und u. a. den Inuit-Regenmantel aus Fischhaut ansehen.