Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Etwas Lebkuchenstimmung gefällig, mit dem Duft von Bratäpfeln und frisch geerntetem Tannengrün? Bitte sehr: „Die Fleet Foxes machen sensible Folkmusik, anmutig, sanft und wesensschön, mit einer Verschraubung und einer Poppigkeit, die nicht nur ihren Erfolg erklärt, sondern sie auch zu etwas macht, was in diese Zeit passt. Es wird Weihnachten, es ist Winter, Holzfällerhemden und Bärte werden in gewissen Kreisen wieder mit Stolz getragen, und das Quartett aus Seattle macht die entsprechende Musik dazu.“ So stand es in der taz, nach dessen vorweihnachtlichem Konzert vergangenen November im Huxley’s, und in einer Art Forschungsprojekt kann man jetzt überprüfen, ob sich das zum Sommeranfang mit seinem Drang zum T-Shirt und zur frischen Luft entscheidend anders hört, wenn die Fleet Foxes am Sonntag wieder im Huxley’s spielen. Aber schönem Männergesang darf man eigentlich zu jeder Zeit ein, zwei Ohren gönnen, und da kommt man dann am Mittwoch ein wenig in Entscheidungsnot, mit zwei Männern, an zwei Orten. So geht das eine Ohr erst einmal ins Badeschiff zu den dortigen Unplugged-Konzerten, wo der isländische Indiepop-Liedermacher Benedikt Hermansson alias Benni Hemm Hemm seine eigentlich großorchestral angelegten und so schön bläserbetriebenen Songs in einer heruntergedimmten Triobesetzung präsentiert. Das andere Ohr aber sollte an dem Abend zu Karl Blau in den Bang Bang Club, einem verschrobenen US-Musiker, dessen rumpelnder, skizzenhafter Lofi-Pop so reich und satt an Geschichte ist, dass man überall Annäherungen an eine Ahnengalerie von Woody Guthrie über Donovan bis Beck bei Blau heraushören könnte, wenn man will. Vor allem aber singt der Mann so lässig wie ein Kevin Ayers, und das dazu psychedelisch grundiert wie bei einem Syd Barrett. Sehr schön.

■ Fleet Foxes: Huxley’s, So, 20 Uhr. 25,50 €

■ Benni Hemm Hemm: Badeschiff, Mi, 21 Uhr. Eintritt frei

■ Karl Blau u. a.: Bang Bang Club, Mi, 21 Uhr. 9 €