Tätowierte Literatur

Clemens Meyer, damals noch ein vergleichsweise unbekannter Absolvent des Leipziger Literaturinstituts, war auf den Pressebildern, die zur Bewerbung seines dann auch sehr erfolgreichen Debüts „Als wir träumten“ nicht ganz zufällig immer so abgebildet, dass beginnend an den Handgelenken ein Teppich aus Tätowierungen erahnbar wurde. Authentizität ist schließlich ein hohes Gut, und die im autobiografisch angehauchten Buch beschriebene raue Jugend wollte so glaubwürdiger erscheinen. Warum nun aber ausgerechnet für den Sammelband „Das Herz auf der Haut“, einem literarischen Streifzug durch die Welt der schmerzintensiven, dauerhaften Körperbemalung, diese brave, wohlfrisierte und vor allem nicht sichtbar tätowierte Version des Schriftstellers rumgeschickt wird, erschließt sich nicht so ganz. Wie auch immer, Sie können es ruhig glauben, der Mann weiß, wovon er spricht, wenn es um Tattoos geht. Und mit Literatur kennt er sich ja auch ganz gut aus. KRT

■  „Das Herz auf der Haut“ – Buchvorstellung: 29. April, 20 Uhr, Backfabrik, Saarbrückerstr. 36a. Eintritt: 8 €