Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt

Der Jazznachwuchs in Deutschland hat es bekanntlich nicht immer leicht. Da freut es einen umso mehr, wenn ein vergleichsweise junger Musiker wie der siebenundzwanzigjährige Christian Lillinger sich um Aufmerksamkeit keine allzu großen Sorgen machen muss. Der Schlagzeuger, Schüler von Günter „Baby“ Sommer, hat seinen eigenen, hochenergischen experimentellen Stil gefunden und wird längst auch von Jazzveteranen wie Joachim Kühn, Wadada Leo Smith oder Alexander von Schlippenbach angefragt. Am Sonntag setzt er mit seinem Trio das Wendel unter Strom. Eher ruhig wird es hingegen am selben Abend in der C-Halle zugehen, wo sich Conor Oberst mit seinem melancholischen Folk-Projekt Bright Eyes die Ehre gibt. Eine ähnliche Tonlage bevorzugt auch Obersts gelegentlicher Mitstreiter Nik Freitas, der als Vorband sehr feinen orchestralen Pop mit üppigen Analogsynthesizerklängen aufbietet und keinesfalls verpasst werden sollte. Tags darauf bleibt es im West Germany ebenfalls analog, wenn das Lissaboner Trio Gala Drop seinen um afrikanische Elemente angereicherten Krautrock zu Gehör bringt. Stilistisch etwas aktueller, in der Verwendung von nichtdigitalem Gerät aber durchaus passend, stellt bei dieser Gelegenheit der Produzent Hype Williams seine Lo-Fi-Pop-Version von Londoner Bassmusik im Geiste des Dubstep vor. Praktisch mit allen Regeln bricht dann am Mittwoch das Splitter Orchester, das in der Wabe den erneuten Nachweis erbringt, dass vollkommen freie Improvisation auch im großen Verbund möglich ist, ohne in Chaos zu versinken. Das All-Star-Ensemble der Berliner Improv-Szene um die beiden Australier Clare Cooper und Clayton Thomas verzichtet trotz aller Unvorhersehbarkeit jedoch nicht auf Freispieltugenden wie aufeinander hören.

■ Christian Lillinger: Wendel, Schlesische Str. 42, So, 21 Uhr

■ Bright Eyes, Nik Freitas: C-Halle, Columbiadamm 9–11, So, 21 Uhr

■ Hype Williams: West Germany, Skalitzer Str. 133, Mo, 22 Uhr

■ Splitter Orchester: Wabe, Danziger Straße 101, Mi, 20 Uhr