Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Dass Berlin am Meer liegen möge, das haben sich schon viele gewünscht. Kurt Tucholsky zum Beispiel, der am liebsten beides wollte: brodelndes Stadtgefühl und einsame Meeresweite. Aber erst in den letzten Jahren haben findige Gastronomen an den unterschiedlichsten Orten Strandbars aufgemacht. „Berlin der Mar“ überschreiben nun die Sophiensæle ein zweitägiges Open-Air-Performance-Festival, das die Meeressehnsucht als Niedergangsmotiv der Gelangweilten und Überdrüssigen liest, die überall künstliche Konsumwelten wollen. In diesem Kontext stellen Gruppen wie Turbo Pascal neue Stücke und Stoffe vor. Mit dabei: die Filzvirtuosen von Das Helmi mit ihrer Version von Heinrich von Kleists „Verlobung von St. Domingo“ und die Lovefuckers, die zuletzt mit einer höchst eindrucksvollen Gaddafi-Performance in Berlin auf sich aufmerksam machten. Hier nun legen sie mit ihrer Puppenperformance „Rolf“ ein Stück über die Berliner Playboylegende Rolf Eden nach. Legendär ist auch die vor sechs Jahren aufgelöste Band „Böhse Onkelz“, die schon Prozesse anstrengte, wenn man nur schrieb, dass sie rechtradikal waren. Obwohl ihre Hasstexte keinen anderen Schluss zuließen. „Onkelz“ haben nun Tamer Ygit und Branka Prlic ihren neuen Abend überschrieben, der den Mechanismen von Extremismus in der Popmusik nachgehen will. Wie schwierig es ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, das führte E.T.A. Hoffmann in seiner romantischen Novelle „Der goldene Topf“ vor. Sascha Bunge hat den Stoff nun für das Theater an der Parkaue adaptiert.

Am Samstagabend findet im Berliner Ensemble der traditionelle Spielzeitkehraus statt: Neben allerlei Programm leitet Hausherr Claus Peymann persönlich eine Versteigerung, in der allerlei Theaterschätze meistbietend an den Mann und die Frau gebracht werden.

■ Berlin del Mar: Sophiensæle, Do. & Fr.

■ Onkelz: HAU 2, seit gestern

■ Der goldene Topf: Theater an der Parkaue, ab heute

■ Das BE feiert: Berliner Ensemble, Samstag