Überhaupt gute Musik

„Gute Musik ist, wenn man trotzdem bleibt.“

Womit das endlich geklärt ist mit den Zumutungen, denen man sich dann doch aussetzen will, manchmal, und den klärenden Satz in seiner schillernden Abgründigkeit verdankt man Frieder Butzmann, der auch so eine gute Musik macht. Muss man dann schon für sich entscheiden, ob man die trotzdem haben will. Möglicherweise zuerst einmal einfach als Wertanlage, weil die sonstigen Märkte momentan ja von einer gewissen Unruhe erfasst sind und man sein Geld auch in Schallplatten – natürlich handelt es sich hier ausschließlich um Vinyl – investieren kann. Auf den einschlägigen Marktplätzen wie Discogs sind dabei vielversprechende Preisentwicklungen zu beobachten bei Butzmann. Eine frühe, mit einem Berliner Allstars-Team (Tabea Blumenschein, Gudrun Gut und Bettina Köster) eingespielte Weihnachtslieder-Single aus dem Jahr 1980, Ladenpreis damals wohl um die sechs Mark, bringt für ein ordentliches Exemplar heute 18 bis 80 Euro. Das 2004 erschienene Album „Wunderschöne Rückkoppelungen“, einst für 14 Euro zu haben, wird mittlerweile bereits um die 20 Euro gehandelt, und aktuell einsteigen in diese Spekulation kann man mit „Wie Zeit vergeht“, die neueste Veröffentlichung von Frieder Butzmann, wenige Wochen erst alt. Aufwendig gestaltet, auf 500 Exemplare limitiert, herausgekommen ist das Album beim Berliner Pan-Label.

Ob man die Platte aber auch wirklich öfter auflegen wird zum Hören, muss man wieder mit sich ausmachen, weil das schon ein weiteres Mal so ein Surren geworden ist und elektronisches Quengeln mit allerlei musikalischen Trümmern und einem Buchstabensalat. Ein neues Beispiel von Frieder Butzmanns Werk, das man mit Begriffen wie Dada, musikalischer Bruitismus, Neue Musik, Krachbasteln oder geniales Dilletantentum so in etwa zu fassen bekommt. Also unbedingt interessant. Und halt auch nervtötend.

Eine Zumutung.

Wobei in der spieltriebigen Lust Butzmanns am Rumorismus und seiner schieren Freude an der Klangerzeugung und -manipulation aber doch immer ein Charme aufleuchtet, der dann live bei seinen Performances so richtig zum Tragen kommt. Zum Beispiel morgen, am Samstagnachmittag, wieder auf dem Vorplatz zum Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße, wenn Butzmann um 16 Uhr mit seinem „Vorspiel für Festausrufer und ungefähr zehn Begrüßungsfanfaren“ das Empfangskomitee macht beim (zumeist kostenfreien) Jubiläumsfest der Festspiele zum Sechzigjährigen.

Gutes Amüsement. Gute Musik. THOMAS MAUCH

■ Jubiläumsfest Haus der Berliner Festspiele, Samstag ab 15.30 Uhr