Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Sound der Stadt, Sound der Stadt … Jedes Mal denk ich: Machen Sie doch einfach Ihr gottverdammtes Fenster auf, dann werden Sie ihn schon hören, diesen ominösen Sound der Stadt! Und wo Sie grad dabei sind, können sie mal die Nase raushalten und quasi als Bonus den Smell der Stadt riechen. Lärm und Gestank sind da, ganz recht, sehr sensibel beobachtet.

Ganz und gar nicht wie die Stadt, nämlich geordnet, berechnet, klar und nicht mit irgendeiner olfaktorisch auch nur bemerkbaren Note behaftet ist die Musik von Iannis Xenakis. Der vor 10 Jahren verstorbene griechisch-französische Komponist hat bekanntermaßen die stochastische Musik erfunden. Musik, deren theoretische Grundlage mathematische Fragestellungen sind, ist nicht unbedingt das zugänglichste Material der Moderne, aber was ist das schon. Eine gute Gelegenheit, einen vergleichsweise niedrigschwelligen Einstieg in das Werk Xenakis’ zu schaffen, bietet am Sonntag die Akademie der Künste mit einer Aufführung seines Perkussionsstückes „Persephassa“, das Klang als raumabhängiges Phänomen beschreibt.

Very Berlin hingegen lässt es sich am Montag feiern. Und da fällt mir das Problem obigen Bildes auf, denn natürlich will ich nicht unterstellen, dass die auftretenden Künstler des hervorragenden Independent-Labels Sinnbus (Mimas, Dad Rocks!, La Boum Fatale) nur lärmen oder gar stinken würden. Ganz im Gegenteil. Zur freundlichen Beachtung: Die Veranstaltung beginnt für gewöhnlich sehr pünktlich!

Am Mittwoch schließlich erinnern sich die Techno-Punker von Atari Teenage Riot ihres Mottos „Burn, Berlin, Burn!“ und stellen ihre neue Single genau in der Gegend vom Friedrichshain vor, wo Hunde noch ungestraft in die Ecken scheißen und Zusammenrottungen besoffener Touristen grölend um die Häuser ziehn. Lärm und Gestank eben.

■ Xenakis: Sonntag, 17 Uhr, Akademie der Künste/Hanseatenweg

■ Sinnbus: Montag, 19 Uhr, Schokoladen

■ Atari Teenage Riot: Mittwoch, 21 Uhr, Astra Kulturhaus