Medienprojekt Berlin

„Peace & You & a Video“, wenn Jugendliche professionelle Filme produzieren

■  Für das Filmprojekt „Peace & You & a Video“ (siehe Artikel) wird noch Unterstützung gesucht. Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte per E-Mail bei Volker Hoffmann unter:

info@medienprojekt-berlin.de

■  Im Netz:

www.medienprojekt-berlin.de

„Viele meiner besten Freunde sind an Aids gestorben“, berichtet Nan Goldin. Mit einem Erlebnisbericht der New Yorker Fotografin beginnt die Dokumentation „Liebe? Pflicht“ über den Kongress „HIV im Dialog“, der Ende August im Roten Rathaus stattfand. Gedreht haben ihn SchülerInnen der Evangelischen Schule Charlottenburg. Goldin ist nicht die Einzige, die in dem Film zu Wort kommt. Auch andere BesucherInnen und TeilnehmerInnen des Kongresses erzählen im Laufe der 13-minütigen Dokumentation von ihren Erfahrungen mit der Krankheit und an HIV erkrankten Menschen.

An dem Film fällt sofort auf, dass er für ein SchülerInnenprojekt erstaunlich professionell produziert ist. Die Interviews sind gut geschnitten, die Kamera wackelt kaum. Das liegt daran, dass die SchülerInnen den Film nicht allein drehten. Geholfen hat ihnen der Verein „Medienprojekt Berlin“. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche und junge Erwachsene an das Medium Film heranzuführen. Welche Kriterien muss ein Film erfüllen, damit er spannend ist? Wie setzt man Inhalte richtig in Szene? Wie stellt man eine Kamera richtig ein?

Die Idee hinter diesem Ansatz ist einfach. „Wir wollen, dass Jugendliche das Medium Film nutzen, um Themen in die Öffentlichkeit zu tragen, die sie interessieren“, erklärt Volker Hoffmann, Gründer des Vereins. Es geht also nicht nur darum, dass Jugendliche lernen, wie Filme funktionieren, sondern auch, wie man Filme macht.

Und so werden bei Medienprojekt Berlin Jugendliche selbst zu Filmemachern. Von der Erarbeitung der Fragestellung über die filmische Gestaltung des Inhalts bis hin zum Schnitt können sie alles selbst in die Hand nehmen. Hoffmann und sein Team beschränken sich darauf, den Nachwuchsfilmemachern beratend zur Seite zu stehen.

Der Verein verfügt über die für diese Arbeit erforderliche Expertise. „Wir sind alle filmbegeistert“, erklärt Hoffmann. Das Team von Medienprojekt Berlin bestehe aus Kameraleuten, RegisseurInnen und MedienpädagogInnen. Hoffmann selbst führt seit zwanzig Jahren Videoprojekte mit Jugendlichen durch.

Die Arbeit des Vereins zeichnet aus, dass sie sehr produktorientiert ist. Ebenso wichtig wie der Lernprozess ist der fertige Film. Entsprechend sind die Produktionsphasen der Video-Workshops kurz und konzentriert. Idealerweise dauern sie zwischen zwei und fünf Tagen. Das Filmprojekt über den Kongress im Roten Rathaus war bereits nach 13 Stunden fertig.

Insgesamt sieben Filme hat der Verein seit seiner Gründung im Mai 2011 mit Jugendlichen produziert. Neben der Dokumentation über den Kongress wurden zwei Filme über Umweltschutzprojekte in Berlin, ein Konzertfilm und ein Spielfilm gedreht. Dabei arbeitete der Verein mit verschiedenen Initiativen wie dem Verein „Aufklärung“ und dem Informationsportal „Panke.info e. V.“ zusammen.

Damit die Filme der Jugendlichen auch Gehör finden, versucht Medienprojekt Berlin sie in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zwei Kurzfilme wurden bereits bei Videofestivals in Berlin und Brandenburg gezeigt, dem JIM-Festival in Spremberg und dem Kiezkieken-Festival in Wedding.

Wer den Verein bei seiner Arbeit unterstützen will, kann das auf vielfältige Weise tun. So besteht die Möglichkeit, selbst Videoprojekte zu initiieren oder sich bei laufenden Projekten einzubringen.

Für das Filmprojekt „Peace & You & a Video“ zum Thema Frieden suchen Hoffmann und sein Team noch nach Menschen, die Kriegs- und Konfliktsituationen erlebt haben oder Material wie Fotos oder Filmausschnitte beisteuern wollen. Zwei Kriegszeugen aus dem Irak und ein Palästinenser haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Mit Initiativen aus dem Irak ist Hoffmann zurzeit im Gespräch. Die nächsten Treffen finden am 26. und 27. November statt. „Wir freuen uns über jeden, der mit anpacken will“, erklärt der Medienpädagoge. Mitte Dezember soll der Streifen dann in einem Berliner Kino präsentiert werden.

LUKAS DUBRO