Für den Mann im Mann

Designer versuchen einmal mehr, die Herrenhandtasche zu etablieren. Die neue Form-Idee: ein Revolverhalfter

Bisher sah eigentlich alles doof aus. Ausgebeulte Hosentaschen, in denen neben Portemonnaie, Zigaretten und Handy auch noch der Schlüsselbund Platz finden muss, entstellten jeden Männerkörper. Ganz zu schweigen von solch frustrierenden Erlebnissen wie plattgewalzte Kippenschachteln.

Da blieb lange Zeit nur die Alternative der überdimensionalen Planentasche. Mit der allerdings fühlte man sich eher, als verreise man übers Wochenende. Jacke, Pulli, Getränk, Unterwäsche zum Wechseln – passt alles rein. Kann selbstverständlich praktisch sein, wenn man beim Ausgehen auf alles vorbereitet sein will. Ist allerdings beim Versuch, sich an einer Masse von Menschen vorbeizudrücken, eher peinlich.

Wie praktisch, dass sich dieses Problems wieder einmal jemand angenommen hat: Die Kölner Designerin Nina Jüssen etwa entwirft mit ihrem Label „Koffski“ kleine Herrenhandtaschen zum Umschnallen in Form eines Revolverhalfters. Sie bestehen aus einer kleinen Tasche, einem angepassten Portemonnaie und einem V-Teil zum umlegen. Anders als die Täschchen, die man in den 70er-Jahren mit einem kleinen Riemchen am Handgelenk tragen musste (und damit leider wenig straight aussah), kann man das Revolverhalfter unter dem Jackett verstecken – sofern man eines trägt. Er wird mit einem Schulterhalfter über dem Rücken befestigt, so als würde man tatsächlich eine Knarre am Leib tragen. Könnte schwierig mit den Türstehern werden. Davon abgesehen ist es aber wohl die männlichste Art, ein Handtäschchen zu tragen. Als Revolver. Kraftvoller geht’s nun wirklich nicht – klischeehafter allerdings auch nicht. Die Herrenhandtasche kämpft wieder einmal gegen ihr verweiblichtes Image.

Etwa 400 Euro muss man für das Männlichkeit unterstützende Accessoire investieren. Nicht wirklich wenig Geld, dafür eine echte Investition in die Männlichkeit, gerade in einer Zeit, in der eher die Verweichlichung und Verunsicherung der Männer diskutiert wird. „Ein Bekannter von mir ist sehr schüchtern“, erzählt die Designerin. „Aber seit er bei der Arbeit eine Herrenhandtasche zum Anzug trägt, wird er dauernd darauf angesprochen.“ Fragt sich nur, mit welchen Bemerkungen.

BARBARA BEHRENDT