Nur vom eigenen Fleische

Stammzellenforscher können angeblich menschliche Ohne-Sex-Fortpflanzung ermöglichen. Ändert das alles?

Gerüchte machen seit Jahren die Runde, am Mittwoch voriger Woche kamen sie in Nachrichtenform – und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) verbreitete sie so: „Wir können auch anders – Vor einer Revolution der Fortpflanzung“.

In wissenschaftlichen Labors in den USA wie Japan soll es gelungen sein, menschliche Hautzellen in embryonale Stammzellen zurückzuverwandeln. Was lapidar klingt, beinhaltet tatsächlich Revolutionäres: Dass sich ein Mann oder eine Frau aus eigenen Körperzellen selbst reproduzieren kann. Ein gentechnisches Verfahren, das bei genetisch bedingten Krankheiten (etwa Parkinson) hilfreich sei, weil es sich aus körpereigenem Material speise.

Wichtiger aber, und die FAS warnt davor entschieden, ist der Gedanke, dass ein Mensch, gleich welchen Geschlechts, sich selbst aus seinem Material neu „erfinden“ kann. Und das nicht als Klonexemplar, denn die eigene genetische Substanz wird im Wiederaufarbeitungsverfahren quasi einem Remix unterzogen.

Der Nachteil sei, dass biologische Frauen, da nur mit X-Chromosomen ausgestattet, nur Töchter hervorbringen, biologische Männer, deren Erbmasse sowohl Y- wie X-Chromosomen enthält, Kinder beiderlei Geschlechts. Zwar sind alle Experimente über das Tierstadium (Mäuse et al.) noch (!) nicht hinausgekommen, bedeuten würde es aber: Männer machen sich in der Fortpflanzung (abgesehen von einer austragenden Leihmutter) unabhängig wie Frauen sich von ihnen. Mit diesen Befunden wird Fortpflanzung endgültig vom Sexuellen getrennt. Worte wie „homo“ oder „hetero“ verlieren ihren bevölkerungspolitisch sortierenden Sinn. Und das wäre eine gute Nachricht. JAF