Ex-Vizekanzler sucht Arbeit: "Hast einen Job für mich?"

Die peinliche Jobsuche des österreichischen Vizekanzlers a. D. erheitert die Briten - und düpiert seine Landsleute.

Schreibt munter Bewerbungen: Hubert Gorbach. Bild: dpa

In ein Loch fallen, bloß weil eine große Politikerkarriere zu Ende geht? Ach wo. Für die Zeit danach gibt es doch so viel zu tun! Die Welt ist groß! Das wussten Joschka Fischer wie Gerhard Schröder: Der geprüfte Taxifahrer, Autodidakt, einst Außenminister und Vizekanzler Fischer ging als Gastprofessor an die US-Eliteuni Princeton ("Ich freue mich sehr und bin aufgeregt"), den Exbundeskanzler Gerhard Schröder zog es näher zu seinem russischen Freund Wladimir Putin: in den Aufsichtsrat einer Gazprom-Tochter.

Auch Hubert Gorbach weiß das mit der großen, weiten Welt, die bloß darauf wartet, erobert zu werden. Und deshalb schreibt Gorbach, österreichischer Vizekanzler unter Wolfgang Schüssel, Briefe an seine "Freunde". Die sitzen zum Beispiel in London. Und weil es sich um langjährige Freundschaften ("long time friends") handelt, kann man auch einmal direkter werden: "Hast einen Job für mich?", schrieb der Vorarlberger an "dear Alistar". Alistar, der eigentlich Alistair mit Vornamen heißt und das Amt des britischen Schatzkanzlers bekleidet, erhielt das Schreiben auf Gorbachs früherem Amtsbriefpapier mit dem Staatswappen-Bundesadler im Briefkopf. Bloß bei "Vizekanzler" und "Bundesminister" nahm der einstige rechte FPÖ-Politiker, der zum BZÖ gewechselt war, handschriftliche Anmerkungen vor: "a. D." steht nun daneben, außer Dienst.

Das kleine Land Vorarlberg sei wohl das schönste der Welt, erläuterte Gorbach später in einem Interview, "aber wirtschaftlich gesehen muss man über den Tellerrand hinausblicken". Deshalb offerierte er unter anderem Minister Darling seinen weitreichenden Erfahrungsschatz - darüber schrieb der Guardian: "Darling erhält ein österreichisches Angebot, dem er widerstehen kann." Obwohl er auf seine "hervorragenden Englischkenntnisse" zurückgegriffen habe - und für die ihm der österreichische Übersetzer- und Dolmetscherverband Universitas kürzlich den Preis der "Übelsetzung der Saison" verliehen hat. So schlecht geschrieben sei das jetzt auch wieder nicht, meinte Gorbach in einem Interview. Und fügte hinzu: "Ich fühle mich sehr wohl in dieser Sprache."

Wie nun bekannt geworden ist, schickte Gorbach Bewerbungen auch nach Moskau und Vilnius. Die zuständig Bezirkshauptmannschaft Feldkirch in Vorarlberg leitete ein Verfahren wegen widerrechtlicher Verwendung des Bundeswappens ein.

Gorbach hat nun zwei Wochen Zeit, sich zu rechtfertigen. Seine Erklärung bislang in einem Interview: "Offensichtlich gibt es undichte Stellen." Die ganze Geschichte sei, klar, ganz klar ein Vergehen gegen das Post- und Briefgeheimnis.

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