PISA fragt nach den Eltern: Standortvorteil Bildungshaushalt

Was Pisa ahnt, weiß die taz schon lange: Bildung ist in Deutschland vor allem eine Frage der Herkunft. Wie steht es mit Ihren "Indikatoren für die Ausstattung bildungsnaher Elternhäuser"?

Meist sind es Akademikereltern, die hochfliegende Pläne für ihre Kinder haben Bild: dpa

Elternsprechtag im Überwachungsstaat: Weil ihre Kinder bei der Pisa-Studie auch über ihre häuslichen Verhältnisse ausgefragt werden, gehen engagierte Eltern auf die Barrikaden. Warum eigentlich? Schließlich gibt nichts besser Aufschluss über die Bildungschancen eines Kindes in Deutschland als die soziale Situation seiner Eltern.

Läuft auf dem heimischen Bildschirm Arte oder RTL 2? Liefert Mama den Sprössling mit dem Mercedes vor der Schule ab, oder muss er sich schon morgens in der S-Bahn prügeln?

Ob Sie Ihrem Nachwuchs das für eine erfolgreiche Karrierelaufbahn nötige Rüstzeug mitgegeben haben, können Sie mit dem taz-zwei-Fragebogen herausfinden. Lassen Sie Ihr Kind den Test machen, und lesen Sie in der Auswertung nach, wie sehr Sie in der Erziehung versagt haben.

Haben deine Eltern eine Spülmaschine zu Hause?

a) Ja (10 Punkte)

b Nein (0 Punkte)

c) Papa schon, Mama nicht (0 Punkte)

Steht bei euch klassische Literatur im Bücherregal, zum Beispiel von Goethe?

a) Ja (10 Punkte)

b) Welches Bücherregal? (0 Punkte)

c) Der Besitz von Goethe-Literatur ist wohl kaum ein Indikator für die Zugehörigkeit zur bildungsnahen Schicht. Dann schon eher Thomas Mann. (30 Punkte)

Wie oft verpassen deine Eltern die Bayreuther Festspiele?

a) Nie (5 Punkte)

b) Meine Eltern bevorzugen die Festspiele in Salzburg (3 Punkte)

c) Beirut? Da kommen wir doch her! (0 Punkte)

Wie viele iPhones habt ihr zu Hause?

a) 3 bis 4, und eins liegt im Auto (10 Punkte)

b) Keins (0 Punkte)

c) Wir haben den UMTS-fähigen iPhone-Nachfolger schon bestellt (20 Punkte)

Wie viel Geld geben deine Eltern durchschnittlich für deinen Nachhilfeunterricht aus?

a) 100 bis 200 Euro im Monat (5 Punkte)

b) So viel der Internatsleiter eben verlangt (15 Punkte)

c) Nichts. Ich kann mir meine Nachhilfe durchaus selbst finanzieren, meine Aktien sind sehr dividendenstark. (20 Punkte)

Hast du einen ungestörten Platz zum Lernen?

a) Ja, unser Landsitz ist recht ruhig gelegen. (10 Punkte)

b) Kommt darauf an, wie voll es im Schulbus ist. (0 Punkte)

c) Nein, ständig stört jemand, die Putzfrau, das Zimmermädchen (10 Punkte)

Welche Vorbilder hast du?

a) Bushido (0 Punkte)

b) Sido (2 Punkte)

c) Annette von Droste-Hülshoff (10 Punkte)

Was trinken deine Eltern zum Abendessen?

a) Ein Mouton Rothschild von 1945 darf es schon mal sein (20 Punkte)

b) Kaiserkrone, Astra oder Schultheiss (2 Punkte)

c) Welches Abendessen? (0 Punkte)

AUSWERTUNG

3-8 Punkte: Keine Chance. Gar keine. Aufgezogen ohne Liebe zu Goethe und ohne die wärmenden Emanationen einer Geschirrspülmaschine, ist dir eine traurige Zukunft bestimmt. Direkt nach dem Schulabbruch mit 16 beginnt deine Odyssee durch die zusammenbrechenden Institutionen des Wohlfahrtsstaats. Immerhin: Schuld bist nicht du, schuld sind nur deine Eltern.

9-40 Punkte: Hmm. Vielleicht hast du ja geschickte Hände. Wäre besser für dich, denn auf die Uni kommst du mit diesen Voraussetzungen nicht. Mit Schwielen an den Händen steigst du jeden Tag nach getaner Arbeit in deinen Golf und verfluchst die Armut und Ignoranz deiner Erzeuger.

41-90 Punkte: Alle Achtung! Von Gewinnern geboren, zum Gewinner gemacht. Bayreuth-Begeisterung und Bildungserfolg gingen eben schon immer Hand in Hand. Nach dem Gymnasium machst du erst mal deinen MBA in Amerika. Papa und Mama klopfen dir stolz auf die Schulterpolster, denn sie wissen genau: Nur ihr unermüdlicher Einsatz hat dich von Hannover nach Harvard gebracht.

91-125 Punkte: Jackpot, Baby! BA, MA, Dr. phil., deine Karriere ist schon jetzt gebongt. Akademische Würden, Nobelpreise gar - du kannst wirklich alles schaffen. Einziges Problem: Wieso solltest du? Generöse Geldgeschenke aus der Familienkasse und die Aussicht auf ein erkleckliches Erbe sind nicht unbedingt Leistungsanreize. Prognose: Wohlstandsverwahrlosung. Koks statt Kant und ein unrühmliches Ende der Familienlinie.

Übrigens: Nach Spülmaschinen, Goethe und Handys wurde im Pisa-Test tatsächlich gefragt.

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