DAS GIBT ZU DENKEN

Miriam Meckel, 40, ist eine vielbeschäftigte Frau, die zwischen St. Gallen und Berlin pendelt. Dort forscht und lehrt sie als Kommunikationswissenschaftlerin an der Uni, hier berät sie Unternehmen als PR-Strategin. Am Montag hat Meckel trotzdem Zeit gefunden, ihr schon 2007 erschienenes Buch „Das Glück der Unerreichbarkeit – Wege aus der Kommunikationsfalle“ in Berlin vorzustellen. Dabei breitete sie ihre Black-Berry-Videokonferenzen-Vielflieger-Lebenswelt vor den Besuchern aus, die zwar längst nicht alle ein so stressiges Leben führen wie Meckel, aber wissend lächeln, wenn sie aus ihrem Buch vorliest, wie in Berlin zu beobachten war. Meckel, die sich nicht als Technikfeindin sieht, agitierte gegen Lauttelefonierer als „akustische Umverweltschmutzer“ und plädierte für eine neue „Kommunikationsökonomie“ als Reaktion auf die „kakophonische Kommunikationsüberforderung“, sieht in der (zumindest temporären) Kommunikationsverweigerung ein „neues Statussymbol“, in Handyverweigerern wie Karl Lagerfeld eine „lebensweltliche Avantgarde“. „Wenn ich immer für alle erreichbar bin, bin ich nie wirklich da“, schreibt Meckel im Schlusskapitel. Stimmt. Meckels Lebensgefährtin Anne Will dürfte sich über die privaten Konsequenzen dieser Erkenntnis freuen, doch der Leser fragt sich, wie derlei mit allerlei Studien aufgehübschte und auf 270 Seiten ausgewalzte Binsen mit der von Meckel geforderten „Kommunikationsökonomie“ zusammenpassen. Wie viele wichtige E-Mails man stattdessen hätte beantworten können!