die steile these
: Ein letztes Zeichen der Macht

Wolfgang Clement schließt sich selbst aus. Ganz schön clever.

Die Geschichte könnte in keinem Drama schöner erzählt sein: Der böse Onkel, der die Familie ständig piesackt, ihr in den Rücken fällt und eigentlich so gar nicht dazu gehören will, soll endlich ausziehen. Der will partout nicht, wehrt sich mit Händen und Füßen, und als sich die Familie schließlich zusammenrauft und sagt gut, dann bleibt er eben hier, wir werden uns schon arrangieren, macht der Onkel eine lange Nase. Er ziehe doch aus. Und schafft die besten Voraussetzungen für einen neuen Streit zwischen denen, die ihn immer loswerden wollten, und denen, die für eine Versöhnung waren.

Genau so hat es Wolfgang Clement (Exwirtschaftsminister und Ex-SPD) gemacht. Und kann sich nun ins Fäustchen lachen. Hat er doch mit dem zeitlich perfekt platzierten Austritt – auf keinen Fall vor der Entscheidung, sonst ließe sich annehmen, er hätte sich zum Austritt gedrängt gefühlt – nichts anderes bewiesen als: Onkel Wolfgang hat die Hosen an. Schließlich demonstriert verlassen mehr Macht als verlassen werden.

Dass er sich nun als „Sozialdemokrat ohne Parteibuch“ bezeichnet, ist nicht nur zynisch, weil er gleichzeitig von „gründlicher Abwägung“ spricht, die nach nur einem Tag schaffte, wozu er sich seit dem ersten Antrag auf Parteiausschluss im Januar nicht durchringen konnte. Sondern vor allem, weil die inhaltlichen Positionen schon lange nicht mehr übereinstimmten: Energiegewinnung, die Zusammenarbeit mit der Linkspartei, Freund- und Feindbilder ließen sich nicht auf einen Nenner bringen. So gesehen hätte er sich einen Ausschluss vielleicht sogar gewünscht: Dann fiele es leichter, den schmollenden Außenseiter zu geben und – gleich oder später – einer anderen Partei beizutreten. Jetzt gebietet ihm wohl der Rest sozialdemokratisches Pflichtgefühl, sich zumindest ein kleines bisschen versöhnlich zu geben. Ein Glück, dass die Schiedskomission, die über den Ausschluss befand, zumindest eine Rüge ausgesprochen hat. Sonst hätte der Onkel gar keinen Grund für seinen Auszug vorschieben können. SVENJA BERGT