Lobbyist mit Charme

JACQUES TEYSSIER Ein Aktivist im Hintergrund. Sein größter Erfolg war die Eingetragene Partnerschaft

Ihm war, nicht allein an der Seite seines Lebensgefährten und späteren Ehemannes Volker Beck, sondern offenbar als Teil des Charakters, stets nach Einvernahme, nach Verführung, nach Kommunikation überhaupt.

Jacques Teyssier, 1955 in Annonay, Frankreich, geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum diplomierten Kaufmann; als er in Volker Beck den „Mann seines Lebens“ kennenlernte, hatte er zugleich eine Mission, die sein wichtigstes Talent, so sagte er, „ohne Alternative!“ profilieren sollte: Teyssier als Lobbyist auf politischem Parkett. Mit Beck als öffentlicher Figur trug er im Hintergrund wesentlich dazu bei, das bürgerrechtliche Engagement Homosexueller von den „Flausen jugendlicher Allüren“ zu befreien.

Die reine Demonstration schwuler (und lesbischer) Interessen auf den Straßen in Form von Christopher-Street-Day-Paraden hielt er für unzureichend, die Feier des Schwulseins und ihrer Präsentationsformen allein langte ihm bei weitem nicht.

Ihm war wichtig, dass Homosexuelle auch in Verwaltungen und in den politischen Einflusskörpern zur Geltung kommen. Zu seinem Instrument avancierte naheliegend der Lesben- und Schwulenverband (LSVD), für den er mehrere Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Der nachhaltigste Erfolg für Jacques Teyssier war im Jahre 2001 die mithilfe der rot-grünen Bundesregierung durchgesetzte Eingetragene Lebenspartnerschaft – ein rechtliches Institut, das nicht allein homosexuellen Paaren erste Rechtssicherheit zu geben wusste, sondern auch in klimatischer Hinsicht gesellschaftlich zur Entskandalisierung des Homosexuellen ein Nötiges beigab.

Ein Durchsetzer

Teyssier war ein gutes Händchen für Kontaktpflege nicht allein in die Niederungen der Bewegung hinein eigen – immer hinter sich wissend eine Organisation, die in ihrer politischen Entschiedenheit straff und nach dem Eindruck von Kritikern im Lande nichts außer sich selbst gelten ließ. Charmant im Auftreten, stählern in der Durchsetzung von Interessen, waren ihm viele Mittel recht: Teyssier war der perfekte Politiklobbyist.

Auf internationaler Ebene war es seinem Sprechen hinter den Kulissen dienlich, dass der LSVD – zu dessen Ehrenvorsitzenden er schließlich erkannt wurde – als Nichtregierungsorganisation bei den Vereinten Nationen anerkannt worden war.

Er wusste seit langem von seiner Infektion durch den HI-Virus; am Ende mögen ihn die Kräfte um die dauernde Abwehr verlassen haben. Seit längerem litt Teyssier an einer Krebserkrankung, die seine Ärzte, so sagen Freunde, auch wegen seines geschwächten Immunstatus nicht hinreichend bekämpfen konnte. Seit April war sein Ehemann Volker Beck, der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, an seiner Seite, hoffend, dass der Krebs gebannt werden möge.

Am 25. Juli ist Jacques Teyssier, 53 Jahre jung, an den Folgen seiner Tumorerkrankung gestorben. JAN FEDDERSEN