Google "Street View": Kein Dorf in Sicht

Google möchte die Welt digitalisieren. Dagegen wehrt sich ein kleiner britischer Ort. Zunächst erfolgreich.

Das gefürchtete Google-"Street View"-Auto: Die Einwohner von Broughton stellten sich ihm mutig zur Wehr. Bild: ap

Broughton ist ein Vorort der Retortenstadt Milton Keynes in der englischen Grafschaft Buckinghamshire. Und weil der Ort recht wohlhabend ist, kam es in letzter Zeit häufig zu Einbrüchen. Als die Einwohner vorgestern ein Auto entdeckten, aus dessen Schiebedach eine Rundumkamera herausragte, kam ihnen das verdächtig vor. Es war ein Wagen der Internetfirma Google, die den Ort für das neue Programm "Street View" ablichten wollte - einer virtuelle Stadtrundfahrt. Bis Ende nächsten Jahres will Google sämtliche britischen Städte und größere Ortschaften ins Internet stellen.

Als Paul Jacobs, der am Ortsrand wohnt, den Wagen entdeckte, alarmierte er seine Nachbarn. Die bildeten eine Menschenkette und jagten den Google-Fahrer davon. " ,Street View' ist der Traum eines jeden Einbrechers", sagte der 43-jährige Manager einer Unterhaltungsfirma. "Die Gauner können sich ihre Ziele in aller Ruhe am Computer aussuchen." Selbst die Art der Türschlösser und die Alarmanlagen seien zu erkennen. Die Bewohner wollen nun durch eine Petition erreichen, dass Broughton ein weißer Fleck im "Street View"-Programm bleibt. Google erklärte, es sei nicht ungesetzlich, Häuser von einer öffentlichen Straße aus zu filmen, hat aber eingewilligt, die Arbeiten in Broughton zumindest zu verzögern.

Seit das Programm vor zwei Wochen gestartet wurde, hat es bereits einigen Ärger gegeben. Zwar benutzt Google eine Software, die die Gesichter der Menschen automatisch unkenntlich machen soll, aber das funktioniert nur bedingt. In einem harmloseren Fall erkannte sich ein Mann wieder, der heimlich seinen Arbeitsplatz verlassen hatte und direkt neben einem Rauchverbotsschild qualmte.

Aber auch die Besucher eines Sexshops und ein Betrunkener, der in seinem Erbrochenen lag, waren ebenso zu erkennen wie eine Gruppe nackter spielender Kinder. Selbst in einem Scheidungsfall ist "Street View" bereits als Beweismittel eingesetzt worden: Eine Frau hatte das Auto ihres Mannes vor dem Haus einer Bekannten entdeckt, während sie ihn auf einer Geschäftsreise wähnte.

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