Günther Oettinger, die „deutsche Stimme in der EU“, spricht Englisch – und landet einen beispiellosen Youtube-Hit.

„Englisch“, verkündete der designierte EU-Kommissar Oettinger noch vor einiger Zeit, „wird die Arbeitssprache sein“. Jeder, vom „Facharbeiter an der Werksmaschine“ bis zum „Geschäftsführer“, müsse „Englisch verstehen und sprechen können“. Was Oettinger unter „Englisch“ versteht und wie er es spricht, davon haben sich bis Redaktionsschluss schon 900.000 Menschen bei Youtube ein tragikomisches Bild machen können.

Im Deutschen, dieser randständigen Möchtegern-Arbeitssprache von vorgestern, gibt es zufällig einen passenden Ausdruck für Oettingers sadistisch grundierten Redestil, das „radebrechen“. Schließlich genügt es keineswegs, eine Fremdsprache einfach nicht zu beherrschen – man muss auch, neben dem nötigen Selbstbewusstsein, den Willen mitbringen, diese Fremdsprache bis aufs Blut zu quälen, sie aufs Rad zu spannen und ihr alle Knochen zu brechen.

Genau das ist Oettinger mit seinem Vortrag mühelos gelungen. Bescheidenere Geister verweisen kleinlaut an den Dolmetscher oder, wie Guido Westerwelle, offensiv auf das Primat der Muttersprache („Das ist Deutschland hier“). Nicht so der scheidende Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Ein Oettinger kneift nicht. Ein Oettinger stürzt sich mit selbstherrlicher Hemdsärmeligkeit ganz frontal auf sein Opfer, ungeachtet der Peinlichkeit – und geht seelenruhig davon aus, dass schon niemand das Massaker bemerken oder daran Anstoß nehmen wird. „On se u’ohn händ“ (O-Ton Oettinger) ist das, gemessen an seinem eigenen Anspruch, ein Armutszeugnis auch für Angela Merkel, die den überforderten armen Kerl nach „Europa“ schickte. „On se osser händ“ ist es ja leider so, dass Günther Oettinger auch im Deutschen radebrecht. FRA