Diskus unterm Hammer

SPORTRECHTE ARD und ZDF zeigen Leichtathletik-WM nicht live, weil die Übertragung zu teuer ist. Unklar ist auch, wie es mit den Olympischen Spielen weitergeht

Selten waren die Zeiten für Fans des öffentlich-rechtlichen Fernsehsports so spannend. Denn in diesen Tagen wird erstmals nicht ausgespielt, wie es weitergeht, sondern ob. Von der bislang üblichen Liveübertragung der Leichtathletik-WM 2011 Ende August haben sich ARD und ZDF jetzt ganz offiziell verabschiedet; und was von den kommenden Olympischen Spielen zu sehen sein wird, ist derzeit ebenfalls unklar. Denn die Verhandlungen über die Winterspiele 2014 (Sotschi) und die Sommerspiele 2016 (Rio de Janeiro) sind unterbrochen, wie es weitergeht, ist völlig offen.

Bei den Verhandlern herrscht frostige Stimmung, schließlich will allein die ARD bis 2012 rund 20 Millionen Euro beim Einkauf von TV-Übertragungsrechten einsparen. Und das ZDF spart mit: Beim 2010 ausgelaufenen – ohnehin umstrittenen – Box-Vertrag wurde erst gar nicht über eine Verlängerung verhandelt.

In Sachen Leichtathletik-WM ist „eine Liveübertragung aus unserer Sicht gescheitert“, sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sportinformationsdienst (sid); ARD und ZDF bemühten sich aber, „die Rechte an einer Highlight-Berichterstattung“ zu bekommen. Das ist dem Deutschen Leichtathletik-Verband zwar zu wenig. Doch der vom Weltverband mit der Rechtevergabe beauftragten Agentur IEC ist anderes ebenfalls zu wenig – das Geld. ARD und ZDF hätten zusammen nur noch ein Drittel der beim letzten Livedurchgang 2009 gezahlten Summen geboten, moniert die IEC. Sie vermarktet bis 2013 die TV-Rechte an der Leichtathletik-WM – und wollte 15 Millionen Euro.

Denn den Sportagenten gilt Deutschland weiter als TV-Markt, aus dem noch mehr rauszuholen ist. In Sachen Olympia ist die Lage hübsch vertrackt: Hier will das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Senderechte nicht mehr wie bisher als Gesamtpaket an den überwiegend öffentlich-rechtlichen Senderverein EBU abgeben, zu dem auch ARD und ZDF gehören. Das IOC möchte vielmehr einzeln mit den Sendern verhandeln – doch die schätzen den Wert von Olympia im TV gar nicht mehr so groß ein. „Niemand macht Geld damit“, sagte jetzt einer, der sich auskennt – der Medienmogul Rupert Murdoch. STEFFEN GRIMBERG