Die Werbepause
: Auf ins Zauberland

Man weiß ja einfach leider nichts über diesen ominösen Bürger. Wo er wohnen will zum Beispiel. Wüsste die Politik das, dann würde sie ihm natürlich alle seine Wünsche erfüllen. Sofort. Zum Beispiel dafür sorgen, dass haufenweise Traumwohnungen zu bestechenden Preisen dort entstehen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Schluss mit Gentrifizierung und busladungsvollen Maklerbesichtigungen.

Alles, was der geheimnisvolle Bürger dafür tun muss, ist, einen Fragebogen für das Bundesamt für Statistik ausfüllen. Die paar klitzekleinen Informatiönchen… Dann können tolle Straßen gebaut werden, genau da, wo Sie sie brauchen. Studienplätze da entstehen, wo Sie sich einschreiben wollen. Infrastruktur so ausgebaut werden, dass Ihr Leben noch viel, viel bequemer wird als ohnehin schon. Eine tolle schwarz-rot-goldene Welt, die das Bundesamt für Statistik da mit ihrer Großformat-Kampagne auf die Plakatwände der Nation zaubert. Um für den Zensus 2011 zu werben, dessen Befragungen in fünf Tagen starten.

Zensus, das hieß im vergangenen Jahrtausend noch Volkszählung. Ein Wort, das das Statistikamt allerdings lieber abgeschafft hat. Weil es so fies nach achtziger Jahren stinkt. Nach geballter Bürgerwut gegen den bösen Staat, der einem bis vor die Haustür hinterherläuft, um einen auszuhorchen. Nach „Unsere Daten müsst ihr raten“-Parolen, die in grauen Unterführungen gesprüht vor sich hin modern.

Bisher funktioniert das ganz gut. Gemecker gegen den Zensus gibt es bislang eher in homöopathischen Ausmaßen, selbst Einzelaktionen wie die Verfassungsbeschwerde, die eine Berlinerin gegen die Volkszählung eingereicht hat, finden kaum Gehör. Gut fürs Statistische Bundesamt. Aber beim datenschutzversessenen Deutschen weiß man ja nie. Der kann ja sogar mit einer Google-Streetview-Debatte ein ganzes Sommerloch füllen. MLA