DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Wohin die Reise geht“

WAS? CDU-Tourismuspolitiker Klaus Brähmig will, dass Reisekataloge auf die Menschenrechtslage im Urlaubsland hinweisen

taz: Herr Brähmig, wie genau sollen die Menschenrechtshinweise in Reisekatalogen denn aussehen?

Klaus Brähmig: Das muss mit der Branche noch diskutiert werden. Man könnte mit dem Abdruck der allgemeinen Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes beginnen. Über Nordkorea steht dort beispielsweise nur, dass der Kontakt zwischen Touristen und Einwohnern unter Strafe steht und kein Zugang zu internationalen Medien bzw. Internet möglich ist. Das Wort Diktatur fällt nicht einmal in dem Text. Trotzdem weiß jeder, wohin die Reise geht.

Sie betonen, dass diese Angaben freiwillig sein sollen. Das kann doch nicht weitläufig den Tourismus verändern, oder?

Das Thema ethischer Tourismus wird kommen, aber als Ordnungspolitiker halte ich grundsätzlich nichts von staatlichen Eingriffen. Es befremdet mich aber, wenn zum Beispiel die Befürworter von Volksentscheid und Gegner der Vorratsdatenspeicherung im Urlaub ihr drängendes Bedürfnis nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit an der Ländergrenze ablegen.

Auch wenn die Touristen eine laut Ihnen „große ethische Verantwortung“ tragen: Sorgt ein schlechtes Gewissen für bessere Verhältnisse im Urlaubsland?

Nein, aber wirtschaftlicher Druck durch Reisezurückhaltung und ein schlechtes Image in der internationalen Öffentlichkeit sind für jeden Diktator langfristig ein Problem. Fragen Sie doch mal die Menschen in Tunesien, ob sie Ben Ali und die Touristenzahlen vor der Revolution zurückhaben wollen. Die Menschen wollten Freiheit, und sie werden mit einem neuen Tourismus, der nicht nur auf Masse setzt, ins Geschäft zurückkehren. INTERVIEW: EVA MÜLLER-FOELL

■ Der Konservative Klaus Brähmig bleibt diesen Sommer seinem Urlaubsziel Südtirol treu