Anonyme Manöver

INTERNET-AKTIVISTEN Anonymous hat zwar nicht Facebook gehackt – aber die Medienagenda

Es war eine wortgewaltige Ankündigung: Facebook solle wegen seines unsäglichen Datenschutzniveaus und seiner Klarnamenpolitik am 5. November durch Einwirkung von außen vom Netz gehen. Mitglieder von Anonymous, jener nicht genau zu definierenden Schwarmgruppierung von Internetaktivisten, die schon diverse Seiten vorübergehend lahmgelegt hatten, hatten dies angekündigt.

Doch passiert ist Facebook nichts. Das Netzwerk ist nach wie vor erreichbar, von vermehrten Angriffen ist nichts bekannt. Und auch innerhalb von Anonymous wurde auf einschlägigen Internetplattformen Kritik an der Ankündigung laut: falsches Ziel, lautete die Feststellung.

Dabei hat Anonymous eine erstaunliche Macht entwickelt. Firmen zittern, wenn der anonyme Mob mit Haue droht. Was sie jedoch bislang am erfolgreichsten gehackt haben, ist die Medienagenda: Alle Welt berichtet über die Ankündigungen – wie auch die taz am vergangenen Freitag – und spekuliert über Angriffswege, Folgen und Motive.

Und es geht munter weiter: War die Facebook-Ankündigung etwa nur ein Ablenkungsmanöver? Offenbar fokussierten sich die Anonymous-Aktivitäten auf andere Ziele: So verkündeten die „AnonOps“, dass sie am Samstag 650.000 Bankkonten zu kommunalen und Genossenschaftsbanken verschoben hätten – und dies nur ein Anfang sei. FALK LÜKE