DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Hauptsache, im Bild

WAS SAGT UNS DAS? Christian Wulff reiste als deutscher Vertreter zur Trauerfeier für den verstorbenen saudischen König Abdullah

Da ist er also wieder. Ein echtes Stehaufmännchen, dieser Christian Wulff: Vom medienbescholtenen Amtsbeschädiger mit Bobbycar und geschmackloser Reihenhaushälfte zum repräsentativen Ersatz-Stehrumsel der Nation in gerade einmal drei Jahren. Erst durfte er auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor mit um die Opfer des Charlie-Hebdo-Massakers trauern, jetzt um den Saudi-König – offenbar hat Wulff es vermisst, dieses Rumstehen und Repräsentieren.

Eigentlich hätte er da mal wieder getan, was er am besten kann: nicht auffallen. Denn jenseits von einer Randnotiz wäre unbemerkt durchgerutscht, wer oder ob überhaupt jemand in Riad zum Tod eines Öl-Autokraten Trauer bekundet. Ob das jetzt mehr Rehabilitation von Wulff ist oder mehr subtiler diplomatischer Diss gegen die Saudis: Gauck feiert seinen 75. Geburtstag, Merkel krank, Steinmeier unterwegs und in der formellen Hierarchie als Minister vielleicht auch unangemessen – dann schickt man halt den Wulff, um sich zwischen so charismatische Mitkondolierer wie Hollande, Prinz Charles und König Felipe einzureihen.

Am Ende repräsentiert Wulff dieses Land mit all seiner Backsteinreihenhälftenhauskleinbürgerlichkeit und Sparfuchsigkeit wahrscheinlich klischeegetreuer als irgendjemand anderes. Und hat nach drei Jahren Schmäh-Verbannung durch Medien und ehemalige politische Weggefährten jetzt offenbar ausreichend Buße getan, um wieder beim politischen Rumstehwesen dabei sein zu dürfen. Die Welt zumindest hat schon mal damit angefangen: Man dürfe den Mann nicht auf einen einzigen Fehler reduzieren, schrieb man dort, in dem Verlag, dessen Bild-Chef Diekmann einst die Hetzjagd auf Wulff eröffnete.

So ist das eben hierzulande. Auch der Wulff gehört zu Deutschland. Und ist zu integrieren. MLA