GÜNTER GRASS IST TOT: SEIN LETZTER DIALOG

(Günter Grass im Himmel. Am Tor zum Paradies hängt ein Schild: „Bei Petrus hier klingeln“. Ein bärtiger Herr öffnet das Tor.)

„Ja, bitte?“

„Guten Tag, Günter Grass.“

„Ach, Sie hätte ich sowieso an Ihrer Baskenmütze erkannt. Kommen Sie von Ihrer Beerdigung?“

„Nein, natürlich dauert die Planung einer Trauerfeier für einen Großdichter wie mich einige Wochen: ‚Nur Begräbnisse sind adäquate Aufführungen.‘“

„Sie zitieren sich selbst. Sie müssen übrigens Ihre Pfeife löschen. Der Alte sieht das nicht gern.“

„Der Alte? Heinrich Böll? Dem Sack werde ich was erzählen? Ich bin … ich war schließlich Pfeifenraucher des Jahres 2000.“

„Und seit anno Tobak Weltmeister der Mahner und Warner.“

„Ich werde hier sofort eine Unterschriftenaktion starten …“

„Gegen Böll?“

„Gegen Gott und die Welt!“

„Der Himmel ist ein weites Feld.“

„Das ist gut, das ist bestimmt von mir. Das könnte ich in mein letztes Gedicht einbauen …“

„Wenn Sie meinen, dass es gesagt werden muss. Aber kommen Sie doch erst einmal herein.“

(Günter Grass folgt Petrus und tritt nach rechts ab ins Paradies.)