Pekings Smog: Vier Tage Fahrverbot zum Testen

Zu den Olympischen Spielen 2008 will Chinas Hauptstadt saubere Luft präsentieren und testet schon mal Fahrverbote.

Nicht gerade ideale Bedingungen für Olympia. Bild: reuters

PEKING taz Wenigstens der Himmel gehorcht. Ein leichtes Blau durchzieht den grauen Smogschleier über Chinas Hauptstadt. So, gerne noch mit etwas mehr Blau, schwebt den Behörden vor, soll der Himmel auch über Peking glänzen, wenn in genau einem Jahr Olympia zu Gast ist. Die Stadtregierung hat deshalb als Generalprobe für vier Tage ein Fahrverbot verhängt.

Bis zum Montag dürfen bestimmte Fahrzeuge tageweise nicht bewegt werden. Am Samstag und Montag müssen die Autos mit geraden Kennzeichen stehen bleiben. Am Sonntag gilt das Verbot - wie schon am Freitag - für Autos mit ungeraden Nummern. Das macht ein Minus von 1,3 Millionen Fahrzeugen pro Tag. Ausgenommen vom Verbot sind Lieferfahrzeuge für Frischwaren, Krankenwagen und andere öffentliche Fahrzeuge wie Busse und Taxis. Die Betriebszeiten von Bussen und der U-Bahn wurden ausgeweitet, die Einwohner aufgerufen, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.

Tatsächlich dauert es nun länger als üblich, bis ein Taxi hält. Erst der dritte Fahrer ist frei. Ein anderer sagt, er stelle keinen Unterschied fest. Während der morgendlichen Rush-Hour habe es die gleichen langen Staus in die Stadt hinein gegeben.

"Heute ist die Luftqualität besser als gestern", vermeldete dagegen Wang Xiaoming von der städtischen Umweltbehörde kurz nach Beginn des Fahrverbots. "Ich sehe schon den Trend in den ersten Messdaten." Bei einem Verstoß gegen das Verbot drohen 100 Yuan Strafe, umgerechnet 10 Euro, was allerdings nur der Hälfte eines Strafzettels für falsches Parken entspricht.

Peking ist laut Asian Development Bank die Hauptstadt mit der stärksten Luftverschmutzung Asiens. Wenn Regen und Wind ausbleiben, reichern sich Ozon und Feinstaub oft doppelt bis dreimal so stark an, wie es die Maximalwerte der Weltgesundheitsorganisation erlauben. Das liegt nicht nur an der Industrie, sondern auch am Autoverkehr. Mehr als 1.000 Autos werden in der 13-Millionen-Einwohner-Stadt täglich zugelassen, insgesamt hat sich die Zahl der Pkws seit 1997 verzehnfacht. Vor zehn Jahren gab es nur rund 300.000 Autos; wenn im nächsten Sommer das olympische Feuer entzündet wird, sollen es 3,3 Millionen Fahrzeuge sein.

Bereits beim Afrika-Gipfel im November hatte die Hauptstadt durch Verkehrsbeschränkungen für Behörden und Militär für einige Tage mehrere hunderttausend Autos von den Straßen verbannt. Das jetzige Fahrverbot sollte ursprünglich 20 Tage gelten. Anfang August hatten die chinesischen Olympia-Organisatoren wieder Abstand von dem Plan genommen. Nachdem aber Olympia-Chef Jacques Rogge letzte Woche bei einem Peking-Besuch orakelt hatte, wegen des Smogs könnten Wettbewerbe in Ausdauersportarten verschoben werden, hatten die Verantwortlichen schnell reagiert. Während der Spiele im August 2008 sollen ähnliche Fahrverbote gelten und zusätzlich eine große Zahl von Fabriken vorübergehend stillgelegt werden. JÖRN KABISCH

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.