Zumwinkel und Ricke: Spitzelei belastet Ex-Telekom-Spitze

Das ehemalige Topmanagement der Telekom bestreitet die Beteiligung an dem Bespitzelungsskandal. Journalist erwägt Klage.

Damaliger Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke während einer Pressekonferenz in Berlin, 2006. Bild: dpa

KÖLN taz Im Bespitzelungsskandal bei der Deutschen Telekom wird es eng für Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und Ex-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke. Trotz aller Dementis mehren sich die Hinweise, dass die frühere Spitze des Bonner Konzerns unmittelbar in die Ausspähaktion involviert war. Der Telekom-Aufsichtsrat traf sich am Mittwochnachmittag zu einer Sondersitzung.

Der Ausforschungsauftrag sei "von ganz oben" gekommen und "mit dem Telekom-Vorstand abgestimmt worden", sagte der Geschäftsführer des von der Telekom engagierten Rechercheunternehmens dem Handelsblatt. Der frühere Telekom-Personalvorstand Heinz Klinkhammer gab an, nach Aussagen eines Mitarbeiters sei der Auftrag für die Ausspähung von Aufsichtsräten, Managern und Journalisten "aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt" worden. Beide bestreiten allerdings weiter ihre Verwicklung.

Die Telekom hat bislang eingeräumt, dass es in dem Unternehmen in den Jahren 2005 und 2006 "zu Fällen von missbräuchlicher Nutzung von Verbindungsdaten gekommen" ist. Aufgrund interner Hinweise sei es 2007 einem "Einzelfall" nachgegangen. Ansonsten blieb die Angelegenheit intern: Mitten in der Tarifauseinandersetzung mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di habe Vorstandschef René Obermann die Verhandlungsposition der Unternehmensführung nicht schwächen wollen, so Konzernkreise.

Bei jenem "Einzelfall" geht es nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Capital um die Ausspähung seines Redakteurs Reinhard Kowalewsky. Das habe die Telekom allerdings erst jetzt mitgeteilt. Der Verlag Gruner + Jahr sowie die Capital-Chefredaktion hätten nun "Maßnahmen zur Aufklärung des Sachverhalts ergriffen", heißt es in einer Stellungnahme der Chefredaktion. "Wenn es wirklich stimmt, dass Beauftragte der Telekom in meine persönlichen Telefondaten eingebrochen sind, finde ich das nur noch widerlich", sagte Kowalewsky der taz. Für diesen Fall werde er Anzeige erstatten.

Wie viele Journalisten insgesamt ausgeforscht wurden, ist derzeit noch nicht bekannt. Auch steht noch nicht fest, ob die Bonner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen der Bespitzelungsaktion einleiten wird. Bis spätestens Freitag will die Behörde ihre Prüfungen abgeschlossen haben. "Wir sehen das Licht am Ende des Tunnels", sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel.

PASCAL BEUCKER

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