Börsen stürzen weltweit dramatisch ab

Fast überall brechen die Kurse ein. Der DAX verliert erneut 5 Prozent und hat seinen Wert seit Jahresanfang damit fast halbiert. Furcht vor Rezession und neuen Banken-Abschreibungen wächst. Verfassungsklage gegen Banken-Rettungspaket eingereicht

FRANKFURT dpa/afp/taz ■ Der deutsche Aktienmarkt ist am Freitag erneut auf Talfahrt gegangen. Der DAX brach zwischenzeitlich um 11 Prozent ein und fiel auf den tiefsten Stand seit November 2004. Am Abend lag der Kurs bei 4.295 Punkten, was einem Verlust von rund 5 Prozent entspricht. Auslöser waren laut Händlern vor allem die kräftigen Verluste an der japanischen Börse, wo Rezessionssorgen und der starke Yen für Panik sorgten. Seit Beginn dieses Jahres hat sich der Kurs damit fast halbiert.

Besonders stark unter Druck waren die Aktien großer Banken. Ihnen drohen im Fall einer Pleite des Staates Island vermutlich hohe Ausfälle: Wie aus neuen Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hervorgeht, sind deutsche Banken mit 21 Milliarden Euro die Hauptgläubiger des Inselstaats. Island bekam am Freitag aus dem Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Kredit über zwei Milliarden Dollar.

Auch weltweit brachen die Kurse ein: In New York verlor der Dow-Jones-Index zum Börsenstart am Nachmittag 400 Punkte und damit knapp 5 Prozent. Der japanische Nikkei-Index war um 9,6 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Auch der Kurs des Euro ging weiter auf Talfahrt: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2596 Dollar fest, rund 2 Prozent weniger als am Vortag.

Immer deutlicher wird auch das Übergreifen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft: Volkswirte deutscher Banken sehen die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal in einer Rezession. „Viele wichtige Länder wie Deutschland und USA sind in der Rezession“, sagte der Chefökonom der Dekabank, Ulrich Kater, der Bild-Zeitung. Im dritten Quartal 2008 sei die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft.

Die Auswirkungen der Finanzkrise beschäftigen unterdessen auch die Gerichte: Beim Bundesverfassungsgericht hat am Freitag eine Gruppe von Anwälten und Juraprofessoren eine Verfassungsbeschwerde gegen das Banken-Rettungspaket der Bundesregierung eingereicht. Das im Schnellverfahren beschlossene Gesetz verstoße gegen die Verfassung, weil es keine Bestimmung enthalte, die die Rückzahlung der Finanzhilfen an den Staat regele, sagte der Nürnberger Wirtschaftsanwalt Klaus Kratzer. Die Kläger fordern außerdem, die Managerhaftung sofort inkraft zu setzen.

Am Frankfurter Landgericht hat am Freitag ein Prozess wegen Geschäften mit Wertpapieren der US-Bank Lehman Brothers begonnen. Ein Ehepaar aus Hessen klage gegen die Frankfurter Sparkasse, weil das Kreditinstitut die Anleger aus seiner Sicht nicht ausreichend auf die Risiken hingewiesen habe, sagte ein Gerichtssprecher in Frankfurt am Main. Die Frankfurter Sparkasse habe zu Prozessauftakt einen Vergleich abgelehnt.