Vattenfall will weiter strahlen

Der Stromkonzern hat Neubau und Kapazitätsausweitungen von AKWs im Visier

BERLIN taz ■ Der schwedische Stromkonzern Vattenfall möchte die beiden norddeutschen Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Anlagen so bald wie möglich wieder in Betrieb gehen“, sagte der Chef des Betreibers Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, am Mittwoch in Berlin. Über die Inbetriebnahme entscheide dann die Aufsichtsbehörde, über den Zeitpunkt wolle er nicht spekulieren – aus Fairness gegenüber der Behörde. Der Produktionsausfall verursache tägliche Kosten in Höhe von 1 Million Euro. Derzeit liefen weitere Sanierungsarbeiten an mehreren hundert Dübeln und Armaturen, für die rund 100 Millionen Euro aufgewendet werden, so Hatakka. Beide Atomkraftwerke, bei denen Vattenfall Mehrheitseigentümer ist, mussten nach Pannen im Sommer 2007 abgeschaltet werden.

Atomexperten mutmaßen, dass sich Vattenfall für die Reparaturen Zeit lässt, um die Laufzeit der Kraftwerke auf die Zeit nach der Bundestagswahl auszudehnen. Denn dann wird eine neue Debatte über den unter der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg erwartet. Vattenfall-Chef Lars Josefsson bestritt aber, dass solche Überlegungen hinter der gründlichen Revision steckten. Das AKW Brunsbüttel habe eine Restlaufzeit von zwei Jahren, das AKW Krümmel von sieben Jahren, so Hatakka. Technisch sei es jedoch möglich, die Restlaufzeiten auf 20 Jahre zu verlängern. Im Moment gelte das Atomausstiegsgesetz in Deutschland, „das respektieren wir“.

Grundsätzlich hält Vattenfall aber an seiner Atomstrategie fest. Nach Ansicht des Konzerns, der 30 Prozent seines Stromes mit AKWs produziert, ist die Atomenergie sicher und trägt zum Schutz des Klimas bei. Der Konzern zeigt sich daher interessiert an Plänen in Großbritannien und Polen, neue Atomkraftwerke zu bauen. Zudem setzt er auf die Steigerung der Kapazität bestehender Atomkraftwerke, vor allem in Schweden. Hier sei eine Erhöhung der Kapazität um 20 Prozent möglich, so Konzernchef Josefsson.

Um für Vertrauen in die Atomenergie zu werben, habe Vattenfall ein neues Sicherheitskonzept ausgearbeitet, so Josefsson. Der Konzern hat den früheren Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) und ehemaligen Irak-Inspekteur Hans Blix als Sicherheitsberater berufen. Vattenfall-Berater wird auch der Geschäftsleiter des Schweizer Atomkraftwerkes Gösgen, Peter Hirt. ROT