Grundsteinlegung für Hybridkraftwerk: Wind für Flaute speichern

Man kennt das: Der Wind bläst nicht immer, wann man ihn braucht. Ein Unternehmen baut nun ein Hybridkraftwerk, das die Speicherung der Energie erlauben soll. Lohnt sich das?

Können Windräder bald Strom auf Vorrat erzeugen? Bild: dpa

In Prenzlau kann künftig unabhängig von der Witterung Strom auf der Grundlage von erneuerbaren Energien erzeugt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) legten am Dienstag in der Uckermark den Grundstein für ein sogenanntes Hybridkraftwerk. Hybrid bedeutet, dass unterschiedliche Arten der Stromerzeugung gekoppelt werden. Bauherrin ist die Firma Enertrag aus Dauerthal, die mit mehr als 400 Windkraftanlagen zu den weltweit größten Windstromerzeugern gehört.

Das Hybridprojekt basiert auf drei Windrädern mit einer Leistung von jeweils zwei Megawatt. Bläst ein so starker Wind, dass mehr Strom erzeugt als nachgefragt wird, dann nutzen die Betreiber die gewonnene Energie, um per Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen. Das Gas pressen sie in Tanks und lagern es dort für windschwache Zeiten. Bei Bedarf lässt sich der Wasserstoff zusammen mit Biogas, das ebenfalls auf dem Gelände erzeugt wird, in zwei Blockheizkraftwerken mit jeweils 350 Kilowatt Leistung wieder verstromen.

Mit der Anlage will Enertrag nachweisen, dass eine sichere und nachhaltige Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien möglich ist. 21 Millionen Euro sollen bis zur Inbetriebnahme Mitte 2010 investiert werden. Auf die Frage, ob es Fördergelder gibt, heißt es lediglich: "Finanzielle Unterstützung ist beim Land beantragt und wird geprüft."

Von der Marktreife ist das Hybridkraftwerk allerdings noch weit entfernt. Noch ist der Wirkungsgrad des Gesamtprozesses - also Wasserstoffgewinnung und spätere Verstromung - zu gering. "Langfristig wird man auf 40 bis 43 Prozent kommen, heute erreicht man etwa die Hälfte", sagt Martin Pehnt, Energieexperte am Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Und auch betriebswirtschaftlich ist das Projekt bislang unrentabel.

Um die Technik zu überprüfen und weiterzuentwickeln, halten Energieexperten die Anlage für unbedingt sinnvoll. Sie halten sich jedoch mit Prognosen darüber zurück, in welchem Maße eine solche Wasserstoffgewinnung künftig im Markt eingesetzt werden kann, um die gleichmäßige Auslastung des Stromnetzes zu regeln. "Ob das in großem Stil kommen wird, ist nicht absehbar", sagt Dietmar Schüwer vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Denn Wasserstoff konkurriert nicht nur mit zahlreichen anderen, zum Teil deutlich effizienteren Speichertechniken wie etwa Pumpspeichern oder Druckluft. Auch wie viel Speicherkapazitäten überhaupt notwendig sein werden, hängt ganz erheblich von der künftigen Kraftwerkslandschaft und der Netzstruktur ab: Wenn Großkraftwerke zunehmend durch deutlich flexiblere Kleinkraftwerke ersetzt werden, die gemäß der Stromnachfrage betrieben werden können, sinkt der Speicherbedarf. Auch der europäische Netzausbau reduziert die Menge an notwendigen Energiespeichern. Denn in einem größeren Netz steigt die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwo gerade Wind weht oder andere erneuerbare Energien ausreichend verfügbar sind.

Enertrag denkt nicht nur daran, mit dem Wasserstoff die Stromeinspeisung zu regeln. Eine weitere Option ist seine Nutzung als Treibstoff. Die Firma hat daher einen Kooperationsvertrag mit dem Mineralölkonzern Total Deutschland abgeschlossen, um das Potenzial von Wind-Wasserstoff auszuloten. Für Enertrag ist das alles auch eine Frage der Überzeugung: "Eine vollständige Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen ist technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll", heißt es in der Firmenphilosophie.

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