Opel am Abgrund: Drei Tage gratis ackern

Die Mitarbeiter der deutschen GM-Tochter wollen die Liquidität ihres Unternehmens sichern. Autozulieferer Magna ist Favorit für die Übernahme.

Die Opelaner verzichten auf ein Teil ihres Lohnes um den Autokonzern zu retten. Bild: dpa

RÜSSELSHEIM taz | Der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna liegt im Rennen um die Opel-Übernahme vorne. Bundesregierung und Ministerpräsidenten der betroffenen Länder zeigten sich nach Angaben der Regierungschefs Roland Koch und Dieter Althaus bei einem Treffen in Berlin in dieser Einschätzung einig. In den nächsten Tagen komme es darauf an, dass man sich "auf das im Augenblick interessanteste Angebot, das aus der Magna-Gruppe kommt, konzentriert", sagte Koch.

Auch Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier hat das Opel-Konzept des Zulieferers als "sehr tragfähig" bezeichnet. Koch sagte am Freitag in Übereinstimmung mit Althaus aber auch: "Da ist noch vieles zu klären, vor allem wie die Lastenteilung innerhalb Deutschlands vernünftig gestaltet werden kann, das betrifft gerade Nordrhein-Westfalen." Die anderen Investoren blieben im Spiel.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz, der auch Chef des Europäischen Arbeitnehmerforums von GM ist, schert allerdings aus. Er lobte an diesem Freitag- zur Überraschung auch der IG Metall, die auf ihren Maikundgebungen noch vor "Heuschrecken und Finanzhaien" gewarnt hatte - die US-Investmentgesellschaft Ripplewood und ihre europäische Tochter RHJ. RHJ hat neben Fiat und Magna ein Konzept zur Übernahme von Opel eingereicht. Ohne Details zu nennen, bezeichnete Franz das Konzept der branchenfremden Investoren RHJ als "absolut logisch und nachvollziehbar". Alle drei Interessenten wollen massiv Arbeitsplätze bei Opel und Vauxhall (England) abbauen, aber in Deutschland angeblich keine Werke schließen. Und alle drei verlangen für den Fall einer Übernahme von Opel hohe Staatsbürgschaften von bis zu 7 Milliarden Euro zur Risikoabsicherung. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg (CSU) machte allerdings deutlich, dass die Entscheidung darüber, wer letztlich den Zuschlag bekommt, in Washington und in Detroit beim Mutterkonzern General Motors (GM) fällt - nicht in Berlin oder gar in Rüsselsheim. Weil sich dieser Prozess aber noch bis zum Herbst hinziehen kann, wenn GM in der nächsten Woche wie prognostiziert Insolvenz anmeldet, soll eine Überbrückungsfinanzierung von 1,5 Milliarden Euro nach dem Treuhandmodell Opel über die Zeit retten.

Und auch die Beschäftigten wollen ihren Beitrag zur Liquiditätssicherung ihres Arbeitgebers leisten: Noch im Mai und dann auch im Juni werden die Opelaner insgesamt drei Tage lang gratis arbeiten. Das vereinbarten Betriebsrat und Unternehmensleitung.

Dabei verkauft Opel aktuell gerade in Mitteleuropa mit dem neuen Insignia und auch dem Corsa so viele Autos wie seit Jahren nicht mehr - nicht zuletzt wegen der Abwrackprämie. Doch für Opel traditionell gute Absatzmärkte wie etwa Spanien oder Osteuropa seien inzwischen zusammengebrochen, hieß es aus dem Umfeld der Opel-Geschäftsführung. Und dass diese Verluste auch mit noch so guten Absatzzahlen etwa für den Corsa nicht zu kompensieren seien. Die Gewinnspanne sei einfach "zu gering".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.