Bahnchef Grube greift bei der Berliner S-Bahn durch

FAHRZEUGSICHERHEIT Verkehrsminister Tiefensee begrüßt Absetzung des S-Bahn-Managements

BERLIN taz | Bahnchef Rüdiger Grube hat die Absetzung des Vorstandes der Berliner S-Bahn, eines Tochterunternehmens der Bahn, ausdrücklich verteidigt. „Sicherheit ist das oberste Gebot unseres Unternehmens“, sagte Grube am Donnerstagabend in Berlin. Wenn diese Haltung nicht bei allen Mitarbeitern im Vordergrund stehe, müsse es bei den Verantwortlichen Konsequenzen geben.

Seit Wochenbeginn herrscht bei der Berliner S-Bahn Chaos, weil das Eisenbahnbundesamt etwa ein Drittel der Züge aus dem Verkehr gezogen hat. Diese waren, entgegen der Zusicherungen der S-Bahn, nicht ordnungsgemäß überprüft worden. Nachdem Anfang Mai ein mit Fahrgästen besetzter Zug wegen eines gebrochene Rades entgleist war, hatten die Behörden auf häufigeren Prüfungen bestanden.

Kritiker führen die Sicherheitsprobleme bei der S-Bahn auf die gescheiterte Privatisierungspolitik von Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn zurück. Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren einen enormen Rationalisierungsdruck bei der S-Bahn, die immer höhere Gewinne an ihre Konzernmutter abführen sollte. So hatte die S-Bahn aus Spargründen Aufsichtspersonal von vielen Stationen abgezogen, Werkstätten geschlossen und Reservezüge verschrottet – die nun fehlen.

Bahnchef Grube verwies hingegen auf die Verantwortung der Industrie. Es könne nicht sein, dass die Deutsche Bahn AG Milliarden ausgebe und dafür Züge bekomme, die nicht in Ordnung seien. Der im Mai entgleiste Zug gehörte der modernsten Baureihe an. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) begrüßte am Freitag die Personalentscheidung der Bahn. Der neue Bahnvorstand gehe die Probleme energisch an, sagte ein Tiefensee-Sprecher. Das sei angesichts der skandalösen Umstände auch richtig. Die Schuld dafür liege bei der Berliner S-Bahn. ROT