Chinesen wollen unbedingt Opel fahren

AUTOKONZERN Der chinesische Autobauer BAIC legt GM ein verbessertes Angebot für Opel vor: Das sieht weniger Staatsgeld und mehr erhaltene Jobs vor. Manager und Betriebsräte bleiben aber skeptisch

Dass es beim Opel-Einstieg auch um Technologietransfer geht, räumen die Chinesen offen ein

RÜSSELSHEIM taz | Der chinesische Autobauer verstärkt seine Bemühungen, bei Opel einzusteigen: Am Stammsitz von General Motors (GM) in Detroit, USA, ist ein Brief aus China eingetroffen, in dem BAIC der insolventen Mutter von Opel ein neues, verbessertes Angebot für die Übernahme von Opel offeriert.

Die Chinesen bieten GM zwar wie bisher schon 660 Millionen Euro für einen Anteil von 51 Prozent an der noch zu schaffenden Opel Europa AG an, doch zur Absicherung der Übernahme inklusive der Pensionsverpflichtungen braucht BAIC jetzt angeblich nur noch staatliche Bürgschaften in Höhe von 2,64 Milliarden Euro, während der Mitbieter Magna, Favorit der Opel-Bosse und -Betriebsräte, staatliche Garantien für Kreditaufnahmen von bis zu 4,5 Milliarden Euro verlangt. Das dürfte die Bundesregierung freuen. Zudem will BAIC bei Opel in Deutschland nur 3.000 Stellen streichen und alle Produktionsstätten erhalten; lediglich das Werk in Belgien stehe zur Disposition, heißt es.

Wenn sie den Zuschlag von GM erhielten, könne Opel rasch zur „globalen Marke“ aufsteigen, lockt BAIC weiter. Denn der chinesische Automarkt sei der am schnellsten wachsende der Welt. Bis Opel 2015 in einem „neuen Opelwerk auf chinesischem Boden“ auf den chinesischen Markt zugeschnittene Autos produzieren könne, werde die Opel Europa AG jährlich knapp eine halbe Million Autos in China verkaufen, prophezeien die Chinesen.

In Rüsselsheim bewerten Topmanager den Vorstoß von BAIC dennoch als „tollkühn und wenig aussichtsreich“. Zwar kalkulierten die Chinesen mit ihrer Beteiligung von 51 Prozent ein, dass GM mit den restlichen 49 Prozent am möglichen zukünftigen Chinageschäft von Opel Europa mit verdiene, doch ob GM dafür tatsächlich bereit sein werde, einen neuen Konkurrenten auf dem attraktiven chinesischen Markt quasi selbst mit aufzubauen, wird bezweifelt. Auch die Betriebsräte sind skeptisch. Sie glauben, dass es den Chinesen nur um den Technologietransfer geht. BAIC streitet das auch gar nicht ab. China brauche natürlich auch Zugang zu geistigem Eigentum, ließ BAIC am Dienstag verlautbaren.

Auch deshalb werden dem kanadisch-österreichischen Autozuliefererkonzern Magna im Übernahmepoker von den Betriebsräten und GM-Europa-Boss Carl-Peter Forster nach wie vor die größten Chancen eingeräumt. Forster hofft auf einen Vertragsabschluss zwischen GM und Magna für die Übernahme von Opel bis Mitte des Monats.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT