Sturzflug im einstigen Musterländle

LANDESBANKEN LBBW schreibt neue Milliardenverluste, die Wirtschaftskraft stürzt tiefer als erwartet ab

STUTTGART taz | Die Wirtschaft in Baden-Württemberg muss gleich zwei katastrophale Meldungen verkraften: Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) werde 2009 2 Milliarden Euro Verlust schreiben. Schuld seien die Wirtschaftskrise und riskante Immobiliengeschäfte. Gleichzeitig meldete das Statistische Landesamt Horrorzahlen: Im ersten Halbjahr schrumpfte die Wirtschaft im Südwesten demnach um 10,1 Prozent – Bundesdurchschnitt ist 6,8 Prozent.

Bereits 2008 betrug das Minus der LBBW 2,1 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2009 gab es dann wieder einen Gewinn von fast 500 Millionen. Die neuen Zahlen wolle man nicht kommentieren, so ein LBBW-Sprecher. Das Institut gehört Baden-Württemberg, den Südwest- Sparkassen und Stuttgart. Ministerpräsident Günther Oettinger äußerte sich zu der prekären Lage bis Redaktionsschluss nicht. Stattdessen zitierten die Stuttgarter Nachrichten hohe Beamte aus dessen Umfeld: „Wenn es sich weiter so entwickelt, wie das zu befürchten ist, kommen wir um eine weitere Kapitalerhöhung womöglich nicht herum.“ Völlig unverständlich sei es, dass Oettinger abtauche, sagte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel der taz, selbst Verwaltungsrat der LBBW. „Die Spekulationen, die überall gestreut werden, sind das Schlimmste. Sie zerstören Vertrauen.“

Die Landesbank will bis Mitte Oktober einen Restrukturierungsplan vorlegen, nach dem 2.000 der 13.500 Stellen abgebaut werden sollen. INGO ARZT