Glücklich sind die Hausbesitzer

INDEX Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft will das Wohlbefinden der Deutschen messen

„Zunehmende Einkommensungleichheit macht nicht unglücklich“

BERLIN taz | Arbeit, eigene Leistung und ein eigenes Haus machen die Deutschen glücklich. Das ist die Kernaussage des „Glücks-Bruttoinlandsprodukts“, das der Münsteraner Wirtschaftswissenschaftler Ulrich van Suntum im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INMS) entwickelt hat. Am Dienstag stellte er ihn vor. Und zumindest bei ihm selbst sorgte der Termin gleich für Endorphinausschüttungen: „Es ist ein schönes Gefühl, einen neuen Indikator gefunden zu haben.“

Mit dem neuen Index will die INSM die klassische Kennziffer für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes, das BIP, ergänzen, das nichts weiter ist als die Summe aller im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen. Die Experten suchen schon länger nach neuen Maßstäben, die über das reine Wachstumsmodell hinausgehen.

Suntum hat nun auf Grundlage des Sozio-ökonomischen Panels des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, das die umfassendste Sammlung ökonomischer Daten darstellt, verglichen, welche Kernbereiche für die Lebenszufriedenheit und damit das Wohlergehen der dort befragten Menschen entscheidend waren. „Dabei haben wir nur Bereiche genommen, in denen die Politik Einfluss nehmen kann“, sagte Suntum. Schließlich sei es das Ziel des neuen Index, der Bundesregierung mehr Informationen zu liefern.

Ergebnis: Trotz Wirtschaftswachstum hat sich die Lebenszufriedenheit der Deutschen seit Beginn der 1990er-Jahre nicht erhöht. Tiefpunkte markieren die Jahre 1997 und 2004, während das Jahr 2001 als besonders zufriedenstellend wahrgenommen wurde. Die Zufriedenheit schwanke mit der Konjunktur, sagte Suntum. „Allerdings zeitversetzt, was mit den verzögerten Folgen auf dem Arbeitsmarkt zu tun haben dürfte.“

Besonders glückssteigernd seien Wohneigentum und steigendes Einkommen, heißt es in der Studie. Es gebe aber „keine Belege dafür, dass die zunehmende Einkommensungleichheit unglücklich“ mache – „zumindest nicht, solange auch die Einkommen der unteren Einkommensschichten weiter zunehmen“. Mindestgrenze seien 20.000 Euro Jahreseinkommen. Suntum erklärte das mit dem Anreizfaktor: „Es macht Menschen zufriedener, wenn sie etwas aus eigener Leistung erreichen, nicht wenn sie etwas vom Staat bekommen.“ Seine Empfehlung für die Politik: Kombilohnmodelle sollen die Menschen in Arbeit bringen, Leistungswillige bräuchten steuerliche Entlastungen. BEATE WILLMS

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