GM streicht 8.300 Opel-Jobs

ZUKUNFTSPLAN Der US-Mutterkonzern will 2,7 Milliarden Euro von den europäischen Ländern mit Standorten des Autoherstellers. 1,5 Milliarden sollen aus Deutschland kommen

VON MORITZ SCHRÖDER

General Motors (GM) fordert für die Sanierung seiner Tochter Opel/Vauxhall 1,5 Milliarden Euro Staatshilfe aus Deutschland. Wie FDP-Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle am Dienstag bekannt gab, hat das Unternehmen eine schriftliche Anfrage über Kredite und Bürgschaften der Bundesregierung sowie der vier Bundesländer mit Opel-Standorten eingereicht.

Gleichzeitig verkündete Nick Reilly, Europachef von GM, bis zum Jahr 2014 elf Milliarden Euro in neue Automodelle investieren zu wollen. „Eine neue Ära“ versprach Reilly für das Unternehmen Opel/Vauxhall. Doch das rhetorische Aufputschmittel verlor schnell an Kraft. Denn der Rest seines „Opel-Zukunftsplans“ bleibt bekannt trist: Von den geplanten Stellenkürzungen will Reilly in seinem Zukunftskonzept für die Konzerntochter nicht zurückweichen. Von den deutschen Opel-Werken wird es Bochum mit 1.799 Arbeitnehmern auf der Streichliste am härtesten treffen. Diese fallen durch die geplante Schließung einer Getriebefertigung weg. Insgesamt sollen an den deutschen Standorten fast 4.000 Stellen gekürzt werden, 650 davon in der Verwaltung, der Rest in der Produktion.

Europaweit werden den Plänen nach 8.300 der 48.000 Beschäftigten bei Opel arbeitslos, davon 7.000 Produktionsmitarbeiter. Das ist immerhin deutlich weniger, als der vormalige Opel-Interessent Magna geplant hatte. Trotz massiven Drucks der Opel-Beschäftigten auch aus Deutschland möchte GM allerdings nach wie vor sein belgisches Werk in Antwerpen schließen.

Damit haben sich die schlimmsten Befürchtungen der Opelaner bestätigt. Reilly sprach jedoch von der „Tradition des europäischen Autobaus“, die GM fortsetzen wolle. So soll die herausragende Stellung von Rüsselsheim als alleiniger Hauptsitz der GM-Marken Opel und Vauxhall erhalten bleiben. An dem hessischen Standort sollen auch alle künftigen Modelle entwickelt werden.

Die geforderten 1,5 Milliarden Euro von Bund und Ländern entsprechen der Summe, die bereits als Überbrückungskredit für das Unternehmen gewährt wurde und den GM mittlerweile zurückgezahlt hat. Der Betrag gehört zu einem Paket von 2,7 Milliarden Euro, die sich das Unternehmen von den europäischen Regierungen mit Opel-Standorten insgesamt wünscht.

„Es wäre noch mehr Geld, wenn die Mitarbeiter nicht bereit wären, Gehaltsverzichte in Kauf zu nehmen“, sagte Reilly. Dabei ist der Beitrag der Arbeitnehmerseite gar nicht klar. Die Zustimmung der Betriebsräte steht jedenfalls noch aus (siehe unten).

Dass er die Subventionen bekommt, hält Reilly offenbar für sicher. „Dass die Regierungen sich gegen die Forderung sperren, erwarten wir nicht.“ Wo genau das Geld hinfließen soll, bleibt allerdings nebulös. Ebenfalls, warum sich das Unternehmen in der Lage sieht, 11 Milliarden Euro für sein Investitionsprogramm auszugeben, aber europäisches Steuergeld zur finanziellen Unterstützung fordert.

Acht neue Modelle möchte Opel im laufenden, vier weitere 2011 auf den Markt bringen, darunter ein Elektroauto mit besonders großer Reichweite. Auf Nachfrage gesteht Reinald Hoben, Mitglied der Opel-Geschäftsführung, ein, dass dieses Modell in den ersten zwei Jahren nicht etwa in Europa, sondern in den USA gefertigt werden soll. „Danach wird neu entschieden.“

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