Neue Frequenzen fürs Netz

MOBILFUNK Die Bundesnetzagentur versteigert wieder Mobilfunkfrequenzen. Was dem Fiskus vor zehn Jahren noch 50 Milliarden Euro brachte, erregt heute Umweltschützer

Der BUND warnt vor steigenden Belastungen durch Elektrosmog

VON JULIA HENKE

Das Internet soll schneller werden, auch auf dem Lande. Dazu könnten neue Mobilfunkfrequenzen beitragen, die seit gestern von der Bundesnetzagentur versteigert werden.

In den kommenden Tagen versteigert die Agentur in Bonn insgesamt 41 Frequenzblöcke mit einem Spektrum von rund 350 Megahertz. Vor zehn Jahren hatte die Behörde mit der Versteigerung von UMTS-Lizenzen Erlöse von etwa 50 Milliarden Euro erzielt. Beobachter rechnen bei der jetzigen Auktion, zu der die Mobilfunkunternehmen T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 zugelassen sind, mit einem einstelligen Milliardenbetrag für die Staatskasse.

Gleich mehrere Organisationen kritisieren die Auktion. So verweist der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf eine zunehmende Elektrosmogbelastung, die durch neue Sendemasten Menschen, Tiere und Umwelt gefährde.

Nach Schätzungen des BUND werden sich die derzeit 260.000 Sendeanlagen „in den nächsten sechs Jahren mindestens verdoppeln“.

Der BUND Mobilfunkexperte Bernd Rainer Müller warnt vor dieser Entwicklung und fordert, dass mindestens ein Prozent des Versteigerungserlöses für die Erforschung der Gesundheits- und Umweltfolgen von Mobilfunkanwendungen eingesetzt wird. Müller moniert, dass sich die existierenden Grenzwerte für fest installierte Sendemasten lediglich an der „unmittelbaren Gefahrenabwehr“ orientierten und keine „Gefahrenvorsorge“ beachteten. Dabei habe eine Reihe von Studien bereits gezeigt, dass sich Mobilfunkstrahlung vor allem in unmittelbarer Umgebung der Sendemasten schädlich auf den menschlichen Organismus auswirke. „Es wurden Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen nachgewiesen.“ Auch auf Krebserkrankungen habe es Hinweise gegeben. Die Bundesnetzagentur verweist darauf, dass alle Mobilfunkmasten eine Standortbescheinigung erhielten und auf Emissionen überprüft würden.

Vor allem praktische Probleme sieht der Verbraucherverband Bundeszentrale durch die Frequenzversteigerung auf die Bürger zukommen. Da die Frequenzen für das mobile Internet auf demselben Bereich liegen, über die auch das digitale Antennenfernsehen gesendet wird, kann es laut Telekommunikations- und Medienexperte Michael Bobrowski „unter ungünstigen Bedingungen zu Störungen bis hin zum Bildausfall kommen“. Diese Störungen könnten vor allem in dicht bebauten Ballungszentren auftreten. „Es wäre völlig inakzeptabel, wenn der Gestörte die Kosten selbst tragen muss“, sagt Bobrowski.

Laut Bundesnetzagentur kann es zu solchen Störungen kommen. Allerdings seien die Netzbetreiber verpflichtet, Störungen zu beheben.